Frieden mit der Schöpfung und sozialen Frieden fördern

GEFAHREN FÜR LEIB UND LEBEN AUCH IN LÜTZERATH

Respekt wahren auch im gesellschaftlichen Konflikt
Appell von Präses Annette Kurschus zur Situation in Lützerath

„Unsere Gesellschaft braucht am Beginn des Jahres 2023 keine Kraftakte, keine neuen Konfrontationen und Kampfszenen, sie braucht vielmehr eine Denk- und Gesprächspause darüber, wie wir den brüchigen sozialen Frieden in unserem Land, das angefochtene Vertrauen in die Politik und den so dringend nötigen Frieden mit der Schöpfung fördern können. Die aktuell drohende Räumung von Lützerath macht auf bedrückende Weise klar, wie weit wir davon entfernt sind.

Längst sind Kohleförderung und -verstromung als falscher und ökologisch selbstmörderischer Umgang mit der Schöpfung und der Zukunft kommender Generationen erkannt worden. Das bringt immer mehr Menschen zur Verzweiflung, raubt auch geduldigen und nüchternen Menschen den Schlaf. Die Tagebaue im rheinischen Revier sind hierfür zum Symbol geworden, nicht zuletzt tragen sie auch effektiv zur globalen Erwärmung bei.

Lützerath ist der Ort, an dem in diesen Tagen gesellschaftliche Interessen- und Zielkonflikte hart aufeinanderprallen. Es sind Menschen, die in diesem Konflikt handeln und die entscheiden können. Ich appelliere an sie alle, dass es nicht zu Gefahr für Leib und Leben kommt.

Wir brauchen zur Abwendung der ökologischen Katastrophe und zur Bewältigung der großen gegenwärtigen Krisen unbedingt den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Wer heute handelt, muss bedenken, dass wir morgen und in Zukunft auf beides dringend angewiesen sind: auf Menschen, die sich unermüdlich für den Klimaschutz engagieren, und auf ein Recht, das verlässlich und durchsetzbar ist.

Was wir nicht brauchen, sind Szenen und Bilder von Gewalt und Zerstörung, die nur eines bewirken: Verzweiflung und Abwendung von der Demokratie.

Wir als evangelische Kirche im Energie- und Industrieland NRW erklären uns bereit, als Partnerin und Mitgestalterin am notwendigen ökologischen Umbau mitzuwirken.

Den vollständigen Appell lesen auf www.evangelisch-in-westfalen.de (url-Link)

Gemeinsame Pressemitteilung des Diözesanrats der Katholik*innen im Bistum Aachen und der Superintendenten der Evangelischen Kirchenkreise GladbachNeuss und Jülich vom 10.01.2023

Im Konflikt um den vor der Räumung stehenden Weiler Lützerath im Rheinischen Braunkohlerevier bei Erkelenz rufen der Vorstand des Diözesanrates der Katholikinnen Aachen und die Superintendenten der Kirchenkreise Gladbach-Neuss und Jülich alle Beteiligten zur Vernunft und Deeskalation auf. Ein mit enormen Risiken für Leib und Leben der am Konflikt Beteiligten verbundener Räumungseinsatz der Polizei muss und kann jetzt noch politisch gestoppt werden. Eine Räumung birgt Gefahren für Leib und Leben der Polizistinnen, die als Einsatzkräfte die Maßnahmen durchsetzen müssen, wie für die jungen Menschen, die verzweifelt Widerstand leisten, um unsere Zukunft hier und weltweit zu sichern.

Gegen jede Form von Gewalt

Gemeinsam sprechen wir uns gegen jede Form der Gewalt in der Auseinandersetzung um die
Räumungen in Lützerath aus. Wir teilen nicht alle Aktionsformen des Widerstandes und wir lehnen jede Form von Gewalt gegen Menschen und Sachen ab. Sie sind kontraproduktiv und entsprechen nicht unserem Friedensverständnis. Gespräche mit allen Beteiligten sind jetzt dringend gefordert. Den sozialen Frieden in der Region herstellen, im Interesse aller, sollte unser Ziel sein. Eine Atempause dient der Deeskalation und schafft Zeit für klimapolitisch verantwortbare Entscheidungen.

Moratorium gefordert

Wir fordern deshalb von der NRW-Landesregierung ein sofortiges Moratorium für die Räumung des Geländes. Stattdessen sollten sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen, um gemeinsam nach Wegen zu suchen, unter Einhaltung aller Klimaziele und unter Berücksichtigung der neusten Gutachten des DIW die noch zur Versorgungssicherheit notwendigen Kohlemengen für die Stromerzeugung zu sichern und dann schnellstens die Braunkohlenutzung zu beenden. Ein Abbaggern Lützeraths in diesem Winter ist dafür keinesfalls nötig, da ausreichend Kohle für die Kraftwerke an anderen Stellen zur Verfügung steht.

Den vollständigen Aufruf lesen auf auf www.kkrjuelich.de (url-Link)