Schöpfungsliebe ist Nächstenliebe

Warum hat uns das mit der Schöpfungsverantwortung keiner gesagt

Nachlese zum Vortrag „Kann Kirche nachhaltig“?

Über 30 Teilnehmende hatten sich zum Gottesdienst und zum anschließenden Vortrag versammelt. Nach einem spirituellen Einsteig gab es gleich die erste Überraschung: „Nein, der Mensch ist nicht die Krone der Schöpfung und er bringt viel Leid und Tod über die Welt. Dabei lautet Gottes Auftrag, die Schöpfung zu behüten und zu bewahren.

Diese Auslegung finden sich in grundlegenden Schriften der kath. und ev. Kirche wieder:

Aus der Taufberufung leben

Und wenn wir im Glaubensbekenntnis beten „Wir glauben an Gott, … den Schöpfer des Himmels und der Erde“ dann nehmen wir auch seinen Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung an. Wir sind damit verantwortlich für seine Schöpfung!

Warum hat uns das mit der Schöpfungsverantwortung bisher keiner so deutlich gesagt?

O-Ton eines Teilnehmers am 15.08.23

Es brauche die Ausbildung einer Schöpfungsspiritualität

Erzbischof Becker beklagte, dass die Krisen zumeist nur als Bewusstsein im Kopf, nicht aber in den Herzen seien. Es brauche die Ausbildung einer Schöpfungsspiritualität, wie sie der Papst in Laudato Si‘ vorschlage. 

Schöpfungsverantwortung annehmen

Am 6. Tag wurde nach dem ersten Schöpfungsbericht die Tiere und die Menschen erschaffen und die Pflanzen ihnen zur Nahrung geben. Und dem Menschen wurde ein Auftrag erteilt:

Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie. Gott segnete sie und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie [kabasch] und waltet [radah] über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen!“ (1. Mose 1, 27-29)

Der Mensch, als Krone der Schöpfung und macht sich die Erde untertan

Noch heute findet sich in Predigten und Bibelauslegungen die Aussage, das der Mensch die Krone der Schöpfung sein.

Jahrhunderte lang wurde die Begriffe „als unser Bild“ und das „unterwerft sie“ als „macht Euch gottgleich die Erde untertan“ gedeutet. Damit leitet sich eine historische Mitverantwortung ab, die auch als Rechtfertigung für den Kolonialismus und die Ausbeutung von Mutter Erde heran gezogen wurde und wird.

Gott hat den Menschen nach seinem Bild geschaffen.

Dieser soll stellvertretend, als geistiges, moralisches und soziales Ebenbild, über die Fische, Vögel und Landtiere walten. Ein Blick in die hebräischen Originaltexte beschreibt den Verantwortungsbereich:

  • Kabasch: in Besitz nehmen, etwas unter das Joch nehmen, urbar machen, Herrschaft ausüben; im neg. Sinne auch unterwerfen, Gewalt antun, vergewaltigen (www.csv-bibel.de)
  • radah: der fürsorglichen Umgang, er herrschte und es ward Friede, Verwalter die das Volk befehligten, die Aufrichtigen herrschten über sie; im neg. Sinne auch mit Härte herrschen und unterdrücken (www.csv-bibel.de)

Und im 2. Schöpfungsbericht lesen wir hierzu:

Gott, der HERR, nahm den Menschen und gab ihm seinen Wohnsitz im Garten von Eden, damit er ihn bearbeite und hüte. (1. Mose 2, 15)

Damit wandelt sich das Bild zu einem Menschen, der sich um die Mitgeschöpfe sorgt, die Erde urbar macht und bebaut.

Laudato Si: Die Weisheit der biblischen Erzählung

Diese Erzählungen deuten an, dass sich das menschliche Dasein auf drei fundamentale, eng miteinander verbundene Beziehungen gründet: die Beziehung zu Gott, zum Nächsten und zur Erde….
Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes einzunehmen …“

Enzyklika Laudato Si von Papst Franziskus und die Sorge um das gemeinsame Haus, 2016, S. 50

Damit erfährt die Einordnung noch einmal eine neue Dimension:

Schöpfungsliebe ist Nächstenliebe und Nächstenliebe ist Gottesliebe

Der sechste Tag:

24 Dann sprach Gott: Die Erde bringe Lebewesen aller Art hervor, von Vieh, von Kriechtieren und von Wildtieren der Erde nach ihrer Art. Und so geschah es. 25 Gott machte die Wildtiere der Erde nach ihrer Art, das Vieh nach seiner Art und alle Kriechtiere auf dem Erdboden nach ihrer Art. Gott sah, dass es gut war. 26 Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich! Sie sollen walten über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere, die auf der Erde kriechen. 27 Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie. 28 Gott segnete sie und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie und waltet über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen! 29 Dann sprach Gott: Siehe, ich gebe euch alles Gewächs, das Samen bildet auf der ganzen Erde, und alle Bäume, die Früchte tragen mit Samen darin. Euch sollen sie zur Nahrung dienen. 30 Allen Tieren der Erde, allen Vögeln des Himmels und allem, was auf der Erde kriecht, das Lebensatem in sich hat, gebe ich alles grüne Gewächs zur Nahrung. Und so geschah es. 31 Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut. Es wurde Abend und es wurde Morgen: der sechste Tag. (1.Mose, 1)

1 So wurden Himmel und Erde und ihr ganzes Heer vollendet. 2 Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er gemacht hatte, und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk gemacht hatte. 3 Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn; denn an ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk erschaffen hatte. (1.Mose, 2)

15 Gott, der HERR, nahm den Menschen und gab ihm seinen Wohnsitz im Garten von Eden, damit er ihn bearbeite und hüte. 16 Dann gebot Gott, der HERR, dem Menschen: Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen, 17 doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen; denn am Tag, da du davon isst, wirst du sterben. 18 Dann sprach Gott, der HERR: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm ebenbürtig ist. 19 Gott, der HERR, formte aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und führte sie dem Menschen zu, um zu sehen, wie er sie benennen würde. Und wie der Mensch jedes lebendige Wesen benannte, so sollte sein Name sein. (1.Mose, 2)

Übertragung der Verantwortung an den Menschen und Übernahme dieser Schöpfungsverantwortung

denn Wir glauben an Gott, … den Schöpfer des Himmels und der Erde, …