Der Krieg in der Ukraine und unser Handeln

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von F.-J. Klausdeinken

Das Leid der Menschen in der Ukraine erschüttert uns. Es ist gut auch im soldatischen Gebeten für die Menschen und um Frieden und Sicherheit zu bitten. Der Krieg in der Ukraine fordert auch uns heraus.

Wie können wir helfen? Wie können wir dem Krieg stoppen und zukünftige Kriege verhindern? Wie wollen wir in Zukunft leben?

Als Zäsur und Zeitenwende verändert der Angriffskrieg von Russland insbesondere die deutsche Außen-, Verteidigungs- und Energiepolitik. Der Krieg in der Ukraine bedeute das Scheitern aller bisherigen diplomatischen Bemühungen. Finanzminister Lindner bezeichnet die erneuerbaren Energie deshalb sogar als „Freiheits-Energien“

Sicherheit und Frieden, Existenzbedrohung und Migration, Mitgeschöpfe und Mitwelt

Auch wir als Kirchen und Christ:innen müssen unser Haltung überprüfen und uns auf die neue Situation einstellen. Denn unser Handeln oder Nicht-Handeln hier vor Ort in Deutschland hat konkrete Auswirkungen.

Wie können wir uns als Christ:innen durch Taten und Worte in die öffentliche Debatte einbringen?

Durch lokales Handeln können wir die Botschaft des Evangeliums glaubwürdig in die Gesellschaft tragen, uns als starke, handelnde Gemeinschaft bewähren und überzeugen.

Handele jetzt für die Schöpfung!

Fossile Energien befeuern Krieg

Russland ist ein fossiles Energieimperium. Erdöl, Gas und Kohle bilden das Fundament der Ökonomie und machen den Löwenanteil der Exporte aus. Machtapparat und Energiewirtschaft sind eng verflochten. Zugleich ist die Energiepolitik ein Instrument russischer Großmachtpolitik; sie wird gezielt eingesetzt, um Einfluss zu gewinnen.

Der Angriffskrieg wird durch Einnahmen aus dem Verkauf von Gas, Öl und Kohle finanziert. (mehr lesen)

Es gilt besonders Flugreise zu meiden und Bus und Bahn zu nutzen! Solare Nutzung der Dächer und energetische Sanierung von Gebäuden sind weitere notwendige Schritte.

Nachtrag: die EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen fordert die Bürger auch zum Energiesparen auf, um Europa schneller von Gas, Öl und Kohle aus Russland unabhängig zu machen. Dazu könne jeder beitragen, sagte die CDU-Politikerin. (Tagesschau.de vom 09.03.22)

Aus fossilen Energieträgern aussteigen und klimaneutral werden

Dass der Einkauf von fossilen Energien Putins Kriegskasse füllt und Krieg ermöglicht, zeigt konkret die gravierende Konsequenzen unseres Handeln.

Die Dt. Bischöfe und die EKD fordern uns auf, dem gefährlichen Klimawandel entgegenzuwirken und aus den fossilen Energieträgern auszusteigen.

Bistümer, Landeskirchen, Pastorale Räume und Kirchenkreise sollten jede Bemühung um eine „klimaneutrale und nachhaltige Kirchengemeinde“ fördern.

Handele jetzt für die Schöpfung!

Migration menschenwürdig gestalten

Der Krieg vor der Haustür hat Flucht und Vertreibung ausgelöst. Herberge bieten für Geflüchtete nicht nur aus der Ukraine sondern auch aus Afghanistan und anderen Kriegsgebieten, ist ein Gebot der Nächstenliebe.

Wie setzen wir uns für die Geflüchteten in Soest ein? Haben wir Kontakt? Muss die Kleiderkammer wieder öffnen? Wie fördern wir die Eingliederung der Geflüchteten in unsere Gesellschaft? Wie stehen wir zu Kirchenasyl? Wie können wir Initiativen unterstützen?

In einem „Gemeinsamen Wort der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland“ werden wir aufgefordert, Migration menschenwürdig zu gestalten und als Lernort des Glaubens und Zusammenleben im Reich Gottes anzunehmen. (mehr lesen)

Faire Gemeinde Zum Guten Hirten Möhnesee

Ökologische Gerechtigkeit durch nachhaltige Lebensstile

Der CO2-Ausstoß der Industrieländer verursacht durch Naturkatastrophen Leid und Tod. 30 Millionen Klimaflüchtlinge gab es 2020 und es werden jährlich mehr.
Über den Verbrauch von fossilen Energien füllen wir nicht nur die Kriegskasse von Putin sondern vergrößern das Leiden von Menschen und Natur.

Die Kirchenleitungen fordern uns auf: „Nachhaltige Lebensstile zu praktizieren und fördern“. „Unsere Schöpfungs- und Weltverantwortung äußert sich in einer konsequent nachhaltigen Gestaltung von pastoralem und kirchlichem Leben.“

Soziale und globale Gerechtigkeit

Die Preise für fossile Energien haben sich in den letzten 12 Monaten dramatisch erhöht. Die existenzbedrohenden Auswirkungen zeigen sich auch in Soest sehr deutlich:
50% mehr Menschen, die die Soester Tafel aufsuchen, um Lebensmittel zu erhalten.
Existenzbedrohend: weltweit hungern 800 Mio. Menschen und besonders betroffen sind Frauen und Kinder. 3,1 Mio. Kinder unter 5 Jahren sterben jährlich durch Hunger.
Die Kirchenleitungen fordern uns auf, die „Bedürftigen nah zu sein“ und die „Globale Gerechtigkeit ins Zentrum zu setzen“. (mehr lesen)

Handele jetzt für die Schöpfung!

7 Tage für die Schöpfung
Klimawoche 2021

Beteiligung an gesellschaftlichen Debatten

Das Zielbild 2030+ des ErzB PB ist eine starke Verdichtung des Zukunftsbild von 2014. Unter Punkt 3.1.1 gesellschaftlicher Verantwortung wird vom Bistum festgelegt:
Deshalb beteiligen wir uns erkennbar an aktuellen gesellschaftlichen Debatten…“. Denn “Kirche wird zunehmend als nicht mehr „existenzrelevant“ wahrgenommen“. Aber mit binnenkirchlichen Themen werden wir uns nicht in die gesellschaftlichen Debatten relevant einzubringen können.

Wie wollen wir in Zukunft leben? Mit welchen Botschaften können wir uns als Christ:innen in die Debatte um den unvermeidlichen gesellschaftlichen Wandel einbringen? Was sind die „Lernort des Glaubens und was bedeutet Zusammenleben im Reich Gottes“?

Konkretes Handeln für, mit und in der Gesellschaft

Durch konkretes Handeln für, mit und in der Gesellschaft kann die Botschaft des Evangeliums als Mehrwert bei den Menschen erkennbar werden. Die Empfehlungen der DBK im „Trendmonitor zur religiösen Kommunikation 2021“ favorisieren hier die Schöpfungs- und Weltverantwortung. Wir sollten die soziale und ökologische Gerechtigkeit, die Enzyklika Laudato si’ und damit das Zusammenleben im Reich Gottes hier auf Erden, hier im Sozialraum in den Mittelpunkt stellen.

Wir müssen uns unsere Vorstellung vom Paradies zurückerobern! (mehr lesen)

Aus Gottes Frieden leben – für gerechten Frieden sorgen

Die 2007 erschienene Denkschrift der EKD macht auf die gegenwärtigen Gefährdungen des Friedens aufmerksam und erläutert, wie sich Friedenspolitik am Leitgedanken des gerechten Friedens orientieren kann. Deutlich wird: Wer Frieden will, muss ihn vorbereiten. Prävention und gewaltfreie Optionen müssen dabei Vorrang haben.

Weiterlesen auf www.ekd.de (url-Link)

Zentrale Forderungen der C4F sind:

  • die prophetische Stimme der Kirchen erheben
  • die Umstellung des eigen Handelns in den Kirchen
  • ein Bewusstseinswandel innerhalb der Kirchen

Wir Christ:innen gewinnen Zukunft aus der lebensverändernden Kraft des Evangeliums und unserem Einsatz für die Gesellschaft.

„Wer heilig sein will, muss zum Aufbrechen bereit sein und das Leben lieben und schützen als „Heiligkeit von nebenan“. (mehr lesen)

Handele jetzt für die Schöpfung!

Die Themen wurden am 05.03.22 auch auf der Meilenstein-Veranstaltung zum Themen-Parcours des PR-Soest als „Offenes Thema“ präsentiert. Im Mittelpunkt standen die Enzyklika Laudato Si von Papst Franziskus der Leitgedanken des Zielbild 2030+ des Erzbistum Paderborn:

Unsere Schöpfungs- und Weltverantwortung äußert sich in einer konsequent nachhaltigen Gestaltung von pastoralem und kirchlichem Leben. Deshalb beteiligen wir uns erkennbar an aktuellen gesellschaftlichen Debatten und stärken auch auf diese Weise das diakonische Engagement.“ (ErzB PB)

In den zahlreichen intensiven Gesprächen mit den Interessierten wurde klar, dass die sozial-ökologische Ausrichtung von pastoralem und kirchlichem Leben ein zentrales Anliegen vieler Teilnehmer ist. Auch die erkennbare Beteiligung an den aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen und eine viel stärker Ausrichtung an den Bedürfnisse der Menschen im Sozialraum waren vordringliche Anliegen. Weitere Details und O-Töne finden sich in der Zusammenschau (utl-Link)

„Zwischenruf zu Deutschlands globaler Verantwortung“

ERKLÄRUNG DES PRÄSIDIUMS DES ZENTRALKOMITEES DER DEUTSCHEN KATHOLIKEN vom 06.04.22

… Im Gegenteil – das Zusammentreffen von Pandemieerfahrung, Krieg in Europa und Klimakatastrophe muss Bestärkung sein, die notwendigen grundlegenden Veränderungen nicht zu stoppen, sondern kraftvoller voranzutreiben. Als Gesellschaft dürfen wir nicht in die Falle laufen, in Zeiten großer Umbrüche und Unsicherheit einen politischen „Rollback“ hinzunehmen, anstatt nachhaltige politische Weichen für die Zukunft zu stellen.

Gerade jetzt müssen wir aus unserem Glauben heraus ein Zeichen des Mutes gegen Resignation und Verzagtheit setzen. Dazu müssen wir in der Kirche mit gutem Beispiel vorangehen. Unser Handeln muss entschlossen, wirksam und solidarisch sein, um unserem Auftrag gerecht zu werden. Im Kontext von Krieg, Klimakrise und eskalierenden Konflikten um fossile Energieträger und die Nahrungsmittelversorgung bedeutet dies, Kirchenland ökologisch zu bewirtschaften, kirchliche Gebäude mit energieeffizienten und erneuerbaren Heizungssystemen auszustatten, Mobilität konsequent klimafreundlich auszurichten in die Erzeugung von erneuerbaren Energien einzusteigen und diese massiv auszubauen. Umfassende Solidarität und ein suffizienter Lebensstil müssen Kern der kirchlichen Verkündigung sein. Es ist an der Zeit, die Umsetzung jener unverzichtbaren Vorhaben zu beschleunigen, die in Empfehlungen beschlossen wurden und in Studien anschaulich vor Augen geführt werden.[1]

Die gesamte Erklärung lesen auf www.zdk.de (url-Link); Erklärung als Download (pdf, 0,2 MB, url-Link)

Kompetenzeinheit Schöpfungsverantwortung des EGV Paderborn

Auszug aus der Pressemeldung „Menschliche „1,5“ wird Zeichen für Klimaschutz“ des ErzB PB (url-Link)