Drei Kriegsjahre mit immer mehr unschuldigen Toten

Vom gerechten Frieden und „dreifacher Schuldumkehr“

Der Krieg, der vor drei Jahren ausbrach, fordert weiterhin unzählige Opfer. Jeden Tag verlieren mehr unschuldige Menschen ihr Leben, während der Konflikt eskaliert. Zivilisten, die nichts mit den militärischen Auseinandersetzungen zu tun haben, sind gezwungen, in einem Strudel aus Gewalt und Zerstörung zu überleben.

Die Zahl der getöteten Zivilisten steigt stetig, trotz internationaler Bemühungen, das Blutvergießen zu beenden. Luftangriffe, Bombardierungen und der Einsatz von Kriegswaffen nehmen immer brutalere Ausmaße an, was zu einer humanitären Katastrophe führt. Krankenhäuser, Schulen und Wohngebiete werden zerstört, und viele Menschen fliehen in die benachbarten Regionen, wo sie auf Hilfe angewiesen sind.

Inmitten der Tragödien setzen immer mehr Organisationen alles daran, den Betroffenen zu helfen, doch die Herausforderungen nehmen weiter zu. Die internationale Gemeinschaft muss dringend handeln, um diesem sinnlosen Blutvergießen ein Ende zu setzen und die Rechte der Zivilbevölkerung zu schützen. Der Krieg hat das Leben vieler Unschuldiger zerstört – eine traurige Bilanz, die dringend nach einer Lösung verlangt.

Grundlegende ethische und religiöse Fragen

Der Konflikt in der Ukraine hat nicht nur politische und militärische Dimensionen, sondern wirft auch grundlegende ethische und religiöse Fragen auf. Insbesondere die Kirchen nehmen zu den Herausforderungen der Friedenssuche in der Ukraine Stellung. In der theologischen Diskussion um den „gerechten Frieden“ und die „dreifache Schuldumkehr“ stehen sie vor der Aufgabe, einen Weg zu finden, der sowohl den menschlichen Leidensdruck lindert als auch langfristig zu einer gerechten und nachhaltigen Lösung führt. Doch was bedeutet der „gerechte Frieden“ in diesem Kontext und wie wirkt sich die „dreifache Schuldumkehr“, wie sie von Kirchen und Theologen in der Diskussion um den Konflikt beschrieben wird, auf den Friedensprozess aus?

Der „gerechte Frieden“ und die Position der Kirchen

Der Begriff des „gerechten Friedens“ hat in der christlichen Theologie eine lange Geschichte und ist von zentraler Bedeutung, wenn es um die Suche nach Lösungen für bewaffnete Konflikte geht. Der Gerechte Friede setzt nicht nur auf das Ende von Gewalt, sondern strebt auch nach einer strukturellen Veränderung der Verhältnisse, die den Frieden langfristig sichern soll. Dies bedeutet, dass es nicht nur darum geht, das militärische Handeln zu stoppen, sondern auch um Gerechtigkeit in Bezug auf soziale, wirtschaftliche und politische Fragen.

„Der Krieg trifft alle: Junge, Alte, Frauen, Männer, Kinder. Er überzieht das Land mit einem Ausmaß an Gewalt und Zerstörung, das kaum zu ermessen ist“, sagte die EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber am Dienstag in Hannover. Die Folgen des Krieges für die Gesellschaft seien insgesamt noch nicht abzusehen. Sechs Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer hätten Zuflucht in anderen Ländern gesucht, davon mehr als eine Million in Deutschland.“ evangelisch.de

Die evangelische Kirche hat in ihrer Friedensethik die Wichtigkeit eines gerechten Friedens mehrfach betont. In einer Stellungnahme zur Ukraine erklärt der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), dass ein nachhaltiger Frieden nicht allein auf militärische Lösungen setzen darf. Vielmehr müsse der Fokus auf einer Verhandlungslösung liegen, die die Rechte der betroffenen Bevölkerung schützt, insbesondere der ethnischen und sprachlichen Minderheiten, die im Konfliktbereich besonders leiden. Dabei solle die Würde des Menschen im Mittelpunkt stehen, und die Menschenrechte sollten immer gewahrt bleiben. Der gerechte Frieden kann in dieser Sicht nur entstehen, wenn auch nach der Beendigung der Kampfhandlungen Verhandlungen und langfristige Friedensbemühungen angestrebt werden.

Die Chancen für einen gerechten Frieden in der Ukraine hält Käßmann für gering: „Ein gerechter Frieden hieße ja, dass die Integrität der ukrainischen Grenzen, wie die Ukraine sie definiert, voll gewahrt bleibt. Und das scheint mir angesichts von Donald Trump und seiner Unberechenbarkeit nicht im Blick.“ Auch glaube sie nicht, dass Putin für den Angriff auf die Ukraine vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag zur Verantwortung gezogen werde.
Margot Käßmann, katholisch.de

Die römisch-katholische Kirche hat ebenfalls immer wieder auf die Bedeutung eines gerechten Friedens hingewiesen. Papst Franziskus fordert in seiner Friedensbotschaft von 2022 einen respektvollen Dialog und die Bereitschaft aller Konfliktparteien zur Versöhnung. Er betont dabei, dass der „gerechte Frieden“ auf einer ethischen und moralischen Grundlage fußen müsse, die die Menschenwürde in den Mittelpunkt stellt. Für die Kirchen in diesem Kontext ist die Vergebung ein wesentlicher Bestandteil des Friedensprozesses.

Die „dreifache Schuldumkehr“ im Kontext des Ukrainekrieges

Der Begriff der „dreifachen Schuldumkehr“, der im Artikel des Friedensbeauftragten der Evangelischen Kirche von 2025 zur Diskussion gestellt wird, beschreibt eine besondere Herausforderung für den Friedensprozess. In dem Artikel wird eine Position vertreten, die die Verantwortung für den Konflikt nicht nur einseitig bei einer Partei verortet, sondern die Schuld auf verschiedene Weise verschiebt. Diese Schuldumkehr impliziert eine relativierende Sichtweise, bei der alle beteiligten Parteien auf verschiedene Weise zu einem gewaltsamen Konflikt beigetragen haben.

Zur Schuldumkehr sagte der Theologe im Vergleich zur biblischen Erzählung vom barmherzigen Samariter, der einem Überfallenen hilft: „Jetzt kehrt der Samariter zurück und fordert von dem überfallenen Verwundeten, den er versorgt hat, das Geld zurück. Außerdem beschuldigt er ihn, die Misere selbst verursacht zu haben. Und schließlich liefert er ihn auch noch den Räubern aus. Das macht mich sprachlos.“; Pastor Andreas Hamburg, evangelisch.de

Dieser Ansatz ist problematisch, da er eine vollständige Verantwortung von einer Partei für die Eskalation und den Krieg vermeidet. Es wird kritisiert, dass eine solche Sichtweise den Opferstatus der Ukraine und die Aggression Russlands relativiert. Die „dreifache Schuldumkehr“ verkennt, dass der Übergriff Russlands auf die Ukraine eine völkerrechtlich eindeutige Aggression darstellt. Sie könnte so wirken, als ob alle Beteiligten gleichermaßen an der Eskalation beteiligt seien, was die Möglichkeit einer fairen und gerechten Friedenslösung behindert.

„Wir sind keine Zuschauer der Geschichte, die hilflos zur Kenntnis nehmen, wo die Würde von Menschen mit Füßen getreten wird“, sagte Bischof Michael Gerber.

Die Lage der Menschen in der Ukraine sei für die Kirchen weiterhin Anlass, zu handeln. Bischöfin Beate Hofmann betonte, es gelte die Schrecken des Krieges weiter wachzuhalten: „Wir dürfen uns nicht an ihn gewöhnen.“ hessenschau.de

Diese kritische Position hat in den theologischen und ethischen Diskursen breite Unterstützung gefunden. Kirchenvertreter warnen davor, den Fokus auf die Schuldumkehr zu legen, ohne den klaren Täter und das Leid der Opfer zu benennen. Sie betonen, dass in einem gerechten Friedensprozess die Verantwortung der Aggressoren klar benannt werden muss, um eine Grundlage für zukünftige Gerechtigkeit und Versöhnung zu schaffen.

Wissenschaftliche Erkenntnisse für einen Friedensprozess

Der Weg zu einem gerechten Frieden in der Ukraine erfordert nicht nur ethische und theologische Überlegungen, sondern muss auch durch wissenschaftliche Erkenntnisse unterstützt werden. Friedensforscher und Politikwissenschaftler haben eine Vielzahl von Studien und Modellen entwickelt, die sich mit den notwendigen Schritten für einen erfolgreichen Friedensprozess befassen.

  1. Forderung nach Verhandlungen: Studien belegen, dass erfolgreiche Friedensverhandlungen oft durch eine Mischung aus militärischem Druck und diplomatischem Dialog entstehen. Wichtig ist hierbei, dass beide Seiten in den Verhandlungen als gleichwertige Partner anerkannt werden. Insbesondere bei internationalen Konflikten wie dem in der Ukraine zeigt die Erfahrung, dass militärische Lösungen langfristig oft nicht tragfähig sind. Diplomatische Verhandlungen, die von neutralen Staaten oder internationalen Organisationen wie der UNO moderiert werden, bieten oft einen nachhaltigeren Ansatz.
  2. Vertrauensbildung: Ein weiteres zentrales Element für den Erfolg von Friedensprozessen ist die Vertrauensbildung zwischen den Konfliktparteien. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Frieden nicht allein durch formelle Verträge gesichert werden kann, sondern auch durch Maßnahmen, die das Vertrauen in der Bevölkerung stärken. Dies kann durch den Aufbau gemeinsamer Institutionen oder durch symbolische Maßnahmen der Versöhnung, wie etwa das Teilen von Ressourcen oder die Zusammenarbeit in bestimmten Bereichen, erfolgen.
  3. Wiederaufbau der Gesellschaft und Gerechtigkeit: Friedensforscher betonen, dass ein langfristiger Frieden nur dann möglich ist, wenn nach einem bewaffneten Konflikt ein umfassender Wiederaufbau der Gesellschaft stattfindet. Dazu gehört die Schaffung einer gerechten Verteilung von Ressourcen und Macht, aber auch die Umsetzung von Maßnahmen zur Wiedergutmachung und Entschädigung für die Opfer des Konflikts. Es muss sichergestellt werden, dass alle gesellschaftlichen Gruppen gleichberechtigt sind, um eine stabile und gerechte Gesellschaft zu schaffen.
  4. Frieden durch Gerechtigkeit: Eine der zentralen wissenschaftlichen Erkenntnisse der Friedensforschung ist, dass Frieden und Gerechtigkeit untrennbar miteinander verbunden sind. Ohne Gerechtigkeit, die alle betroffenen Parteien berücksichtigt, ist ein stabiler Frieden kaum zu erreichen. Die wissenschaftliche Literatur zu Friedensprozessen betont, dass die Wahrung von Menschenrechten, das Ende der Straflosigkeit und die Schaffung von Rechenschaftspflicht für begangene Verbrechen wesentliche Elemente für einen dauerhaften Frieden sind.

Fazit

Der „gerechte Frieden“ in der Ukraine ist eine komplexe Herausforderung, die sowohl moralische und ethische Fragestellungen aufwirft als auch praktische Schritte zur Umsetzung eines Friedensprozesses erfordert. Die Kirchen spielen in diesem Kontext eine wichtige Rolle, da sie nicht nur die moralische Verantwortung tragen, sondern auch eine aktive Rolle in der Friedensarbeit einnehmen. Gleichzeitig müssen die wissenschaftlichen Erkenntnisse in den Friedensprozess integriert werden, um eine nachhaltige Lösung zu finden. Die „dreifache Schuldumkehr“ hingegen wird von vielen als problematisch angesehen, da sie den klaren Täter nicht benennen kann und somit den Friedensprozess gefährdet. Der Weg zu einem gerechten Frieden erfordert daher sowohl eine klare moralische Haltung als auch eine pragmatische und dialogorientierte Herangehensweise.

FJ Klausdeinken