Solarstadt Soest in der Krise

Kommentar von F.-J. Klausdeinken

Vorreiterkommune klimaneutrales Soest 2030

Als ‚Vorreiterkommune‘ hat der Rat der Stadt Soest im Juni 2020 ein ‚klimaneutrales Soest 2030‘ beschlossen. Im April 2021 wurde der ‚Masterplan Klimapakt Soest‘ vom Stadtrat verabschiedet. Dieser umfasst im Bereich Erneuerbare Energien 8 Teilprojekte. Bei den Photovoltaik-Dachanlagen wird von einer installierten Leistung von 150 MWp bis Ende 2030 ausgegangen. Im Mai 2023 wurde der 2. Bericht zum Controlling des Masterplan vorgelegt. Der „Zubau an PV-Dachanlagen ist bis Ende 2022 auf 24 MWp gestiegen“. „Jedoch zeigt der prognostizierte Verlauf, dass sich der jährliche Zubau vervielfachen muss, um die 150 MWp zu erreichen.“

Das „Informieren, Sensibilisieren, Motivieren“ der Privathaushalte und Unternehmen ist planmäßig gelungen. In dem Artikel vom 27.06.24 ist zu lesen:

„Bürger und Firmen würden gerne längst 80.000 KW [= 80 MWp] durch Solarkraft produzieren, dürfen es aber noch nicht“.

Als Grund führen die Stadtwerke komplexe Netzberechnungen und Fachkräftemangel an. Die Energiewende kam schneller als gedacht und der notwendige Zielnetzplan lag nicht vor. Außerdem fehle es an Trafos und Fachfirmen.

Wirtschaftsstandort Soest stärken

Um den Wirtschaftsstandort Soest zu stärken, ist ein schneller Ausbau der PV auf den großen Dachflächen der Industrieunternehmen zwingend. Dieser ist aber nur ein Teil der Aufgabenstellung. Deutlich herausfordernder ist die Elektrifizierung der Wärmeversorgung (Wärmepumpen) und des Verkehrs (E-Mobilität). Auch hierfür braucht es einen Ausbau der Infrastruktur durch die Stadtwerke. Diese gehören zur Konzernstadt Soest. Damit lastet die Verantwortung auch auf den Schultern des Bürgermeisters Dr. Ruthemeyer. Aber auch die Politik ist gefordert, den Bürger:innen und Unternehmen bei ihren Bemühungen um Klimaneutralität zur Seite zur stehen.

Nur gemeinsam kann die Wende gelingen, damit Soest eine Zukunft hat: Solarstadt Soest 2030 – wir sind dabei!

Riesiger Berg von unbearbeiteten Anträgen: Soest steckt im PV-Stau

Wer sich in Soest an der Energiewende beteiligen möchte, muss sich in eine lange Warteschlange einreihen. Woran das liegt.

Das musste zuletzt auch die Soester Firma MABEG Kreuschner GmbH & Co. KG erfahren. „Ziele zu formulieren, ist besonders in der Politik wohlfeil. Um sich selbst und der Bürgerschaft aber nichts vorzumachen, muss mehr kommen als das. Freie, große Dachflächen wurden und werden zwar thematisiert, aber die Kernprobleme, warum diese nicht schon mit PV belegt sind, offensichtlich in viel zu geringem Maß erfragt und angegangen“, betont Robert Arns aus der Einkaufsleitung. Über den Ausbau von PV-Anlagen in Soest sagte er Mitte Juni: „Wir hätten gerne noch dieses Jahr auch eine! Das Konzept steht, die Finanzierung steht, ein Installateur steht Gewehr bei Fuß. Aber wir haben keine Genehmigung der Stadtwerke Soest als zuständigem Netzbetreiber.“

Bericht im Soester Anzeiger vom 28.06.24 (url-Link)