Vatikanbank veröffentlicht ersten Nachhaltigkeitsbericht

Investitionen werden ausgeschlossen, die dem menschlichen Leben, der Umwelt oder der Gesellschaft schaden

Das Istituto per le Opere di Religione (IOR), allgemein als Vatikanbank bekannt, hat seine Maßnahmen zur Offenheit ausgebaut. Am 4. Dezember 2025 stellte das Institut erstmals einen ausführlichen Bericht zu Nachhaltigkeit sowie eine Veröffentlichung nach den Vorgaben des dritten Säule-Elements von Basel III auf seiner Website bereit. Mit diesen Veröffentlichungen orientiert sich das IOR an strengen internationalen Standards, die für Finanzinstitute im Bereich der Berichterstattung gelten.

Download auf www.ior.va (pdf)
Meldung auf www.vaticannews.va (Link)

Mehr Transparenz – keine klaren Aussagen zu Divestment aus fossilen Energien

Nachstehnd eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte aus dem ersten Nachhaltigkeitsbericht der Istituto per le Opere di Religione (IOR) — der sogenannten „Vatikanbank“ — sowie was er zur Frage ethischer Geldanlagen und Divestnemnt aus fossilen Energien.

Überblick: Neuer Nachhaltigkeitsbericht

  • Im Dezember 2025 veröffentlichte das IOR seinen ersten Nachhaltigkeitsbericht sowie eine Offenlegung entsprechend dem „Pillar III“ des Basel III-Rahmens. Damit erfüllt das Institut internationale Transparenz- und Berichtspflichten wie sie für nachhaltige Finanzinstitutionen zunehmend Standard sind. ior.va+2Vatican News+2
  • Der Bericht basiert auf einer „Double Materiality“-Analyse: das heißt, das IOR hat untersucht – ausgehend von einem Rahmen ähnlich der EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) –, welche Nachhaltigkeitsthemen für seine Geschäftstätigkeit relevant sind, und berichtet nach den Kriterien der Global Reporting Initiative (GRI). Vatican News+1
  • Neben wirtschaftlichen Kennzahlen (z. B. Nettogewinn, Kapitalquote, verwaltete Vermögen) thematisiert der Bericht Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte — ESG also — und gibt Einblick in Compliance, Risikomanagement, Energie- und Umweltpraktiken der Bank. Vatican News+2Vatican News+2

Ethische Geldanlagen laut Vatikanbank

Der Bericht und Begleitkommunikation betonen deutlich, dass das IOR alle Anlageprodukte im Jahr 2024 gemäß katholisch-ethischen Kriterien verwaltet hat. Vatican News+2Vatican News+2

  • Es werden Investitionen ausgeschlossen, wenn Unternehmen durch ihre Tätigkeit „dem menschlichen Leben, der Umwelt oder der Gesellschaft schaden“. Vatican News+2ANSA.it+2
  • Die IOR-Anlagerichtlinie sieht also einen Negativ-Screening-Ansatz vor: Unternehmen, deren Geschäftsfelder mit ethisch fragwürdigen oder schädlichen Aktivitäten verbunden sind, sollen nicht finanziert werden. Vatican News+1
  • Daneben strebt das Institut an, durch seine Geschäftstätigkeit und Investitionen einen positiven Beitrag für Umwelt und Gesellschaft zu leisten — etwa durch Energieeffizienzmaßnahmen, Digitalisierung (um Papierverbrauch zu senken) und Nutzung erneuerbarer Energien. Im Bericht heißt es, der Papierverbrauch sei 2024 um 20 % gesunken, und 98,9 % der genutzten Energie stamme aus erneuerbaren Quellen. Vatican News+1
  • Zudem verweist das IOR auf die Verantwortung, Vermögen im Sinne der katholischen Soziallehre zu verwalten — also mit Blick nicht allein auf Rendite, sondern auf „Würde des Menschen, Gerechtigkeit und Fürsorge für die Schöpfung“. ANSA.it+2ior.va+2

In einem früheren Interview machte der Leiter der Vatikanbank klar, dass Renditemaximierung nicht das alleinige Ziel sein dürfe — ethische/qualitative Kriterien müssten genauso zählen. Vatican News

Aussagen zu Divestment bzw. fossilen Energien

Es gibt Hinweise, dass das IOR Investitionen in fossile Energien meidet bzw. vermieden hat:

  • Laut einer offiziellen Aussage von Bank-Vertreter Gian Franco Mammì hat das Institut keinerlei Investitionen in den fossilen Energiesektor getätigt. National Catholic Reporter+1
  • Der aktuelle Nachhaltigkeitsbericht bekräftigt, dass das IOR eine Politik verfolgt, bei der Investitionen in Unternehmen, die der Umwelt schaden, ausgeschlossen sind. ior.va+1
  • Der Bericht begründet diesen Ansatz theologisch: Umweltzerstörung sei nicht nur eine wirtschaftliche oder wissenschaftliche Frage, sondern betreffe die Würde des Menschen und moralische Verantwortung. ANSA.it+2ANSA.it+2

Allerdings: Der Bericht enthält keine detaillierte Liste oder Offenlegung, in welche konkreten Unternehmen oder Klassen (z. B. fossile Energien) investiert bzw. nicht investiert wurde — zumindest öffentlich nicht dokumentiert. Die Bank teilt keine Einzeltitel offengelegt mit. National Catholic Reporter+1

Bewertung und offene Fragen

  • Der Bericht ist ein wichtiger Schritt in Richtung Transparenz: Zum ersten Mal legt das IOR systematisch dar, wie es Nachhaltigkeit, Ethik und Finanzstabilität in Einklang bringt. Vatican News+2ior.va+2
  • Der Ansatz ethischer Geldanlagen — Ausschluss schädlicher Aktivitäten, Rücksicht auf Umwelt und Menschenwürde — entspricht klar der katholischen Soziallehre. Vatican News+1
  • Dass das IOR keine fossilen Investments hält bzw. halten will, ist positiv — aber mangels detaillierter, transparenter Vermögensaufstellung bleibt unsicher, wie verbindlich und dauerhaft diese Haltung ist.

Einschätzung

Der Nachhaltigkeitsbericht des IOR signalisiert ein ernsthaftes Bemühen um eine christlich-ethisch fundierte, nachhaltige Finanzführung. Die Betonung ethischer Kriterien bei Geldanlagen sowie das Bekenntnis zu Umweltverantwortung sind wichtige Zeichen. Ob daraus aber tatsächlich ein robustes, dauerhaftes Divestment-Regime resultiert — das IOR also systematisch alle Investments in fossile Energien, Rüstung oder andere problematische Sektoren meidet — lässt sich aus dem Bericht allein nicht mit Gewissheit sagen. Offenheit über konkrete Anlageklassen und -titeln bleibt der entscheidende Punkt.

Anmerkung: Da der Nachhaltigkeitsbericht nur in italienischer Sprache vorliegt, wurde diese Übersicht durch Unterstützung einer KI erstellt.