WO BLEIBT DIE REVOLUTION DES CHRISTENTUMS?

Online-Kongresses „Liebe Glaube Wandel“ der Melanchthon-Akademie

Im Rahmen eines Online-Kongresses „Liebe Glaube Wandel“ hatte die Melanchthon-Akademie den Direktor des Forschungsinstituts für Philosophie Hannover (fiph) Prof. Dr. Jürgen Manemann eingeladen. Er sprach über seine Vision eines „Revolutinären Christentums“.

Der Theologe und Philosoph Jürgen Manemann hält ein leidenschaftliches Plädoyer für ein „revolutionäres Christentum“. Er sieht mit Sorge, wie wenig sichtbar das Christentum in der gegenwärtigen Klimakrise ist und es auch an eigenständigen und gut durchdachten theologischen Positionen mangelt. Jürgen Manemann wünscht sich eine „Exoduskirche“, die Teil einer „Revolution für das Leben“ ist, so wie es die Philosophin Eva von Redecker nennt

Erste Antworten gibt ein Kurz-Video auf YouTube (url-Link)

Die Kirchen hinken hinterher. Der Umweltbericht der kath. Kirchen (2021) enthält kein verwertbares Datenmaterial, weil es kein Material und keine Zielsetzung bzgl. Klimaneutralität gibt. Die ev. Kirche ist mit dem Beschluss zur Klimaneutralität 2040 bzw. 2035 etwas weiter. Warum hinken die Christ:innen so stark hinterher?

Warum sehen wir die Leidensgeschichte der nichtmenschlichen Kreativen nicht?
Warum sind die Kirchen so mitleidlos gegenüber zukünftigen Generationen?

In den Kirchen herrscht wenig Sensibilität aber viel Sentimentalität. Kirchen jammern ständig über sich selbst und deshalb fehlt die Sensibilität für die tiefgreifenden Probleme, die Menschen bewegt.

Christ:innen müssten sich eigentlich „in der Mitten der Revolution wie zu Haus fühlen“

Es sind die tiefen Erschütterungen, hervorgerufen durch die „vermachteten“ Strukturen. Es gibt auch eine Identitätskrise der Christinnen, weil wir das Christentum entradikalisiert haben. Wir müssen gegen die Sentimentalität angehen und wieder sensible werden für die Problemen der Welt um uns herum. Und deshalb müssen wir die Fixierung auf das eigene institutionelle Überleben endlich hinter uns lassen und aufbrechen, Kirche neu zu erleben. Wer sein Leben hingibt, wir sein Leben neue gewinnen. Wer die Institution Kirche um Jesu Willen auf`s Spiel setzt, wird sie in neuer Weise gewinnen. Gefühlsduselei tauschen in Gefühlskompetenz.

Aufstehen für eine neue Welt

Die Kirche von Morgen ist eine Initiativkirche, die die Initiative ergreift = Inititium bedeutet Neuanfang. Die Initiativekirche muss eine „Nachbürgerliche Kirche“ werden. Das bedeutet, Kirche muss sich auf die Fixierung auf das institutionelle Leben verabschieden. Das wir nur gelingen, wenn Kirche sich als Lebensform neu entdeckt.


Prof. Dr. Jürgen Manemann hat katholische Theologie studiert und in Fundamentaltheologie promoviert und habiliert. Er ist seit 2009 Direktor des Forschungsinstituts für Philosophie Hannover (fiph). Seine Arbeitsschwerpunkte sind Fragen der Umweltphilosophie, neue Demokratie- und Politiktheorien, die Verhältnisbestimmung von Religion und Politik und Wirtschaftsanthropologie. Jüngst ist seine Essay-Sammlung „Revolutionäres Christentum“ im transcript-Verlag erschienen.

Schöpfungscompassion – Aufbruch zu einer Exoduskirche

Ein Beitrag der Redation Feinschwarz vom 11. Mai 2022 über die kirchliche Lethargie im Umgang mit der ökologischen und klimatischen Krise (url-Link)