Wort zum Sonntag: „Mit Volldampf in die Katastrophe?“

14.09.24 Soester Anzeiger

Wort zum Sonntag

Wissen Sie eigentlich, dass es zurzeit die Karikaturenausstellung unter gleichnamigem Namen in der Perti-Kirche und im Patrokli-Dom in Soest zu sehen gibt? Noch nicht? Dann spreche ich hier eine eindeutige Empfehlung aus. Wenn Sie Papst Franziskus auf einer Umweltdemo sehen möchten, der sich dabei an den Schornstein einer Fabrik gebunden hat und ein Plakat „Schöpfung bewahren“ zwischen eben diesen Schornsteinen gehisst hat, dann sehen Sie die Karikatur von Thomas Plaßmann aus Deutschland. Diese Ausstellung ist ursprünglich von Renovabis, der Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken für und mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa, und dem Erzbistum Bamberg 2021 erstmalig ausgestellt worden. Man hat Karikaturisten aus 18 Ländern angefragt, sich mit den Themen Umweltschutz, Klimakrise und Bewahrung der Schöpfung auseinanderzusetzen. Es sind provozierende Bilder entstanden, die genau die Problematik in den entsprechenden Ländern auf das Papier bringen, wie zum Beispiel die Rodungen der Wälder, Plastikmüll im Meer oder das Thema Luftverschmutzung.

Vor der Eröffnung der Ausstellung sprach am ersten Septemberwochenende Ulf Schlüter, theologischer Vizepräsident der ev. Kirche von Westfalen, im Gottesdienst eindrücklich davon, dass wir das Wissen um die sich anbahnende Umweltkatastrophe spätestens seit den 1970er Jahren haben, aber die Politik und vor allem die Wirtschaft, diese Erkenntnisse nicht wahrhaben wollten. Der Konsum und das Wirtschaftswachstum sollten weiter gesteigert werden. Und es stimmt, natürlich sind wir alle Kinder unserer Zeit und profitieren von dieser Entwicklung. Aber die klimatischen Veränderungen weltweit und auch bei uns in Deutschland machen deutlich, dass nun auf allen Ebenen gehandelt werden muss. Welche Rolle kommt in dieser Frage der christlichen Religion zu? Hier sind die Texte des Alten Testaments wertvoll. Die Bibel beschreibt einen Schöpfergott, der seine Schöpfung planvoll und liebevoll geschaffen hat. Er erfreut sich an ihr und befindet sie für gut. Der Auftrag ergeht an uns Menschen, dass wir die Schöpfung in einer Weise pflegen, die dem Wohl der anderen dient und Gott gefällt. Wir engagieren uns im Umweltschutz, um die Lebenswelt für alle zu erhalten. Das ist durchaus christlich zu nennen. Herzliche Einladung!

Die Autorin ist Lehrerin an einem Berufskolleg, unter anderem für das Fach Religionslehre.