Mit Mut und Geduld Pilger der Hoffnung sein

So werden wir Erzählgemeinschaft der Hoffnung

Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz

Interview in der wirzeit mit Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz – Textauszüge:

Weihnachten erinnert uns an den Grund unserer christlichen Hoffnung. Gott wird Mensch, einer von uns und teilt unser Leben – das ist die tiefste Bedeutung von Weihnacht.

Echte Hoffnung befähigt zum Handeln

Hoffnung hingegen geht von dem aus, was ist, und hat ein klares Bild vor Augen, was sein könnte. Diese Spannung zwischen dem, was ist, und dem, was sein könnte, setzt Energie frei. Echte Hoffnung befähigt zum Handeln.

Die Geduld ist eine Schwester der Hoffnung. Es geht nicht darum, geduldig abzuwarten, sondern geduldig dranzubleiben. Das ist die Tugend der Hoffnung.

Wenn wir diese Hoffnung miteinander teilen und dabei auch von unseren eigenen Erfahrungen der Hoffnung erzählen, entsteht so etwas wie eine neue Hoffnungsgemeinschaft.

Hoffnung ist nichts Statisches. Hoffnung hat immer eine Dynamik. Sie lähmt nicht, im Gegenteil: Hoffnung bringt uns in Gang.

Das Wichtige ist, die Angst ernst zu nehmen, zuzuhören, dabei zu sein, auch ein Stück auszuhalten. Und dann in ein gegenseitiges Erzählen zu kommen.

Mut und Courage gefordert

Aus der Angst der Menschen lässt sich Kapital schlagen. Wer mit den Ängsten der Menschen manipuliert, bekommt Macht. Da ist Mut und Courage gefordert, dagegen aufzustehen. Diese Dynamiken müssen entlarvt werden. Klar, das erfordert Mut. Aber Mut ist ein Bruder der Hoffnung. Wenn meine Hoffnung stark ist, habe ich auch Mut, für etwas einzustehen.

Die Bergpredigt zum Beispiel ist ein großartiger Hoffnungstext. Sie zeigt uns, was Frieden und Gerechtigkeit bedeuten, wie wir Entrechteten zu ihrem Recht verhelfen, Notleidenden beistehen und Heil und Heilung ermöglichen können.

Das ist unser missionarischer Auftrag. Es geht darum, Zeugnis zu geben von der Hoffnung, die uns trägt, davon aber nicht nur zu reden, sondern auch etwas vorzuleben und sich zu engagieren, damit möglichst viele Menschen von dieser Dynamik der Hoffnung erfasst werden.

Kirche dort sein muss, wo das Leben der Menschen ist

Ich bin überzeugt, dass Kirche dort sein muss, wo das Leben der Menschen ist. Nah dran – nicht nur räumlich, mehr noch emotional und innerlich, nah an dem, was sie umtreibt. Nur wenn wir die Realität teilen, in der die Menschen heute leben, können wir ihnen Hoffnung geben.

Lokale Kircheninitiativen werden die Nähe zu den Menschen möglich machen. Da sind alle Getauften mit ihren Charismen gefragt.

Es wird oft der Himmel auf Erden versprochen. Als Kirche haben wir da eine unbequeme, aber notwendige Aufgabe: Wir dürfen nicht den Himmel auf Erden versprechen. Aber wir können auf Erden Spuren des Himmels entdecken. Wir können uns auf den Weg machen, um hier auf der Erde Zeichen dieses Himmels zu erleben. Eben „Pilger der Hoffnung“ sein.

Pilger der Hoffnung sein – für die Schöpfung, für den Frieden, für die Gerechtigkeit

Unsere Hoffnung hofft für alle. Es geht darum, sich selbst als Teil eines Ganzen zu begreifen. Papst Franziskus drückt das in seiner Enzyklika Laudato si sehr klar aus: „Alles hängt mit allem zusammen.“ Zu unsrer Hoffnung gehört also auch Verantwortung für das Gemeinsame und das Ganze – auch über die Generationen hinweg. Für die Schöpfung, für den Frieden, für die Gerechtigkeit in dieser Welt.

Wenn ich daran glaube, dass Gott die Welt erneuert, dann soll sich das auch in meinem Handeln und dem Engagement in der Gesellschaft widerspiegeln.

Achtet darauf, dass die Hoffnung nicht nur in Worten besteht, sondern in Taten erlebbar wird.

Das vollständige Interview mit Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz wurde abgedruckt in der „wirzeit – Zeitung für Engagierten im Erzbistum Paderborn“
wir-erzbistum-paderborn.de (url-Link)
Download der Ausgabe 03/2024 (pdf)

Lesen Sie auch das Wort des Erzbischofs: „Mut zur Hoffnung“ zum 1. Advend (url-Link)


Über die wirzeit

Die wirzeit hat das Ziel, Engagierten im Erzbistum einen guten, direkten Zugang zu Informationen, Wissen und Unterstützungsangeboten zu geben. Darüber hinaus will die wirzeit mehr Vernetzung ermöglichen: Sie stellt Ansprechpersonen vor, lässt Menschen aus allen Bereichen zu Wort kommen und präsentiert innovative Projekte. Auf rund 30 Seiten zeigt sie, was Menschen im Erzbistum bewegt, herausfordert und anspornt, wo Gutes bereits vorhanden ist und wo Bedarf besteht.