Ein Kommentar von FJ Klausdeinken

Die Lehren Jesu im Neuen Testament betonen Werte wie Nächstenliebe, Fürsorge für Bedürftige, Gewaltlosigkeit, Kritik an materiellem Reichtum sowie Gemeinschaft und gegenseitige Hilfe. Diese Prinzipien haben nicht nur spirituelle, sondern auch gesellschaftliche Implikationen, die nach heutigen Maßstäben als politisch interpretiert werden können.
Nächstenliebe und Fürsorge für Arme, Kranke und Ausgegrenzte
Jesus wandte sich besonders den Armen, Kranken und Ausgegrenzten zu. Sein Handeln verdeutlichte, was Nächstenliebe in seinem Sinne bedeutet. Alle Evangelien heben seine bedingungslose Zuwendung zu notleidenden, unterdrückten und ausgegrenzten Gruppen hervor.
In der Bergpredigt betonte er: „Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.“ (Matthäus 5,7) Diese Haltung fordert eine aktive Unterstützung der Schwächsten in der Gesellschaft, was auch politische Maßnahmen zur sozialen Gerechtigkeit impliziert.
Gewaltlosigkeit und Friedfertigkeit
Jesus lehrte die Gewaltlosigkeit und rief zur Feindesliebe auf: „Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen.“ (Matthäus 5,44) Diese radikale Friedfertigkeit stellt eine Herausforderung für gesellschaftliche Strukturen dar, die auf Gewalt oder Vergeltung basieren, und fordert politische Systeme heraus, die auf Gewalt verzichten.
Kritik an materialistischem Reichtum
Jesus warnte vor den Gefahren des Reichtums: „Niemand kann zwei Herren dienen; […] Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ (Matthäus 6,24) Diese Kritik am materialistischen Reichtum fordert eine Reflexion über wirtschaftliche Ungleichheiten und kann als Aufruf zu politischen Reformen für eine gerechtere Verteilung von Ressourcen verstanden werden.
Gemeinschaft und gegenseitige Hilfe
Die frühe christliche Gemeinschaft lebte nach dem Prinzip der gegenseitigen Unterstützung: „Sie verkauften Hab und Gut und gaben davon allen, jedem so viel, wie er nötig hatte.“ (Apostelgeschichte 2,45) Dieses Ideal einer solidarischen Gemeinschaft betont die Bedeutung von sozialen Netzwerken und kann als Modell für politische Konzepte der Gemeinschaft und des Wohlergehens dienen.
Spirituelle als auch gesellschaftliche Dimensionen sind politisch
Die Lehren, die Jesu im Neuen Testament Werte vermitteln, haben sowohl spirituelle als auch gesellschaftliche Dimensionen und können nach heutigen Maßstäben politisch interpretiert werden .
Theologen: Unpolitisches Christsein wäre Verrat an Jesus
Christen stehen in der moralischen Pflicht, mutig dagegen aufzustehen, wenn schwache und benachteiligte Menschen Gewalt, Machtmissbrauch und Unrecht erfahren, und müssen dabei auch politischen Autoritäten Widerstand leisten: Diese Botschaft vermitteln der Priester und Sozialethiker Markus Schlagnitweit und die Bibelwissenschaftlerin Daniela Feichtinger im Buch „Was würde Jesus tun? – Anregungen für politisches Handeln heute“, das soeben im Styria-Verlag erschienen ist. Anhand ausgewählter Bibelstellen zeigen die beiden Autoren auf, dass Neutralität und Ausblenden der politischen Dimension des Wirkens Jesu Christi ein „Verrat“ an ihm wäre.
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Buchtipp: „Was würde Jesus tun? – Anregungen für politisches Handeln heute“, von Daniela Feichtinger, Markus Schlagnitweit. Styria-Verlag, 176 Seiten, Preis: Euro 22,-, ISBN-9783222136733)
Wäre eine von Jesus gegründete gemeinnützige Organisation heute zulässig?
In Deutschland dürfen sich gemeinnützige Organisationen politisch betätigen, sofern dies der Verfolgung ihrer satzungsgemäßen Zwecke dient und sie parteipolitisch neutral bleiben. Eine Organisation, die sich für Nächstenliebe, Fürsorge für Bedürftige und soziale Gerechtigkeit einsetzt, könnte als gemeinnützig anerkannt werden. Allerdings darf die politische Betätigung nicht den Hauptzweck der Organisation darstellen, sondern muss im Rahmen der Verwirklichung der gemeinnützigen Ziele erfolgen. Die Einflussnahme auf die politische Willensbildung und die öffentliche Meinung ist erlaubt, wenn sie der Verfolgung der steuerbegünstigten Zwecke dient und parteipolitisch neutral bleibt.
Rechtliche Rahmenbedingungen der politischen Betätigung von gemeinnützigen Organisationen
Immer wieder stellen sich gemeinnützige Vereine Fragen, ob und in welcher Form sie sich politisch betätigen dürfen und welche Rolle das Gemeinnützigkeitsrecht dabei spielt. Diese Handreichung soll dazu dienen, über zu beachtende rechtliche Rahmenbedingungen zu informieren, um Paritätischen Organisationen Rechtssicherheit für ihre Arbeit zu geben.