Bericht der C4f Ortsgruppe Münster – veröffentlicht auf Feinschwarz.net, 17. Juni 2025

Foto: C4F
Der Artikel beleuchtet die Diskrepanz zwischen dem Anspruch der katholischen Kirche, insbesondere inspiriert durch Papst Franziskus’ Enzyklika Laudato Si’, und der tatsächlichen Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen – konkret am Beispiel des Klimaschutzkonzepts des Bistums Münster.
Zentrale Punkte:
Papst Franziskus’ Vermächtnis
- Franziskus verband ökologische, soziale, spirituelle und wirtschaftliche Fragen.
- Er forderte nicht nur individuellen Verzicht, sondern tiefgreifende strukturelle Reformen – insbesondere eine kritische Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus.
- Laudato Si’ (2015) und Laudate Deum (2023) rufen zum konkreten, ehrgeizigen Handeln auf.
Das Bistum Münster und sein Klimaschutzkonzept
- Erst 2025 – zehn Jahre nach Laudato Si’ – legt das Bistum ein Konzept vor.
- Ziel: Treibhausgasneutralität bis 2045, was lediglich dem gesetzlichen Mindestziel entspricht.
- Andere Akteure, wie die Stadt Münster oder das Erzbistum Köln, sind ambitionierter (Ziel: 2030 bzw. 2035).
Kritikpunkte am Konzept
- Zahlreiche Ausnahmen: Kirchen, Schulen, Kitas, vermietete Immobilien und das Offizialat Vechta sind nicht einbezogen.
- Keine klare Finanzierungsstrategie trotz hoher Kosten (> 1 Mrd. € für energetische Sanierung).
- Personalmangel: Nur wenige Stellen sind für die Umsetzung vorgesehen, trotz hoher Gesamtausgaben des Bistums.
- Unverbindlicher Maßnahmenkatalog: Empfehlungen statt klarer Vorgaben; zeitlich vage; wichtige spirituelle und bildungspolitische Maßnahmen werden nur niedrig priorisiert.
- Mangel an strategischer Planung und fehlende soziale Dimension widersprechen den Impulsen von Laudato Si’.
Fazit
- Das Konzept wirkt wie eine Pflichtübung und nicht wie Ausdruck christlicher Verantwortung für die Schöpfung.
- Der moralische Anspruch der Kirche bleibt ungenutzt.
- Die Autor:innen fordern eine Kehrtwende im Denken und Handeln – im Sinne von Franziskus und im Geist sozialer und ökologischer Gerechtigkeit.
Autor:innen
Damian Eßing, Prof. Dr. Claudia Gärtner, Raphael Röwekamp und Philipp Schultes engagieren sich bei Christians for Future Münster für konsequenten kirchlichen Klimaschutz.
Den Artikel lesen auf www.feinschwarz.net (url-Link)
https://christians4future.de/wenn-umweltschutz-konkret-wird/

12 Forderungen der Christians4Future
an die Landeskirchen und (Erz-) Bistümer Deutschlands
Christians for Future ist ein bundesweiter Zusammenschluss von Christ*innen, die sich als Teil der For-Future-Bewegung für Klimagerechtigkeit engagieren. Die Kirchen fördern die Klimagerechtigkeit bereits durch Verlautbarungen wie die Enzyklika Laudato Si’ oder den EKD-Text 130 „Geliehen ist der Stern, auf dem wir leben“ und in vielen praktischen Initiativen. Dieser Einsatz ist sehr positiv und wird von den Christians for Future ausdrücklich begrüßt. Das Fortschreiten der Klimakrise zeigt jedoch, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen. Die Gebote der Nächstenliebe und der Bewahrung der Schöpfung erfordern eine drastischere Umkehr im eigenen Handeln und ein klareres Zeugnis in Gesellschaft und Politik. Vor diesem Hintergrund richten wir die folgenden Forderungen an die Kirchenleitungen der (Erz-)Diözesen und Landeskirchen in Deutschland.
Die Prophetische Stimme der Kirchen
- Die Kirchenleitungen zeigen sich solidarisch mit den Forderungen von Fridays for Future Deutschland und kommunizieren dies öffentlichkeitswirksam durch Worte und Taten.
- Die Kirchenleitungen stehen zusammen mit anderen Religionsgemeinschaften auf nationaler und regionaler Ebene in regelmäßigem strukturierten Austausch mit der Klimagerechtigkeitsbewegung mit dem Ziel, sich gemeinsam für Klimagerechtigkeit einzusetzen.
- Die Kirchenleitungen auf nationaler und regionaler Ebene machen mit regelmäßigen öffentlichkeitswirksamen Aktionen, zum Beispiel persönlicher Beteiligung an Demonstrationen zum Globalen Klimastreik, Menschenketten für Klimagerechtigkeit, Mahnwachen oder ähnlichem auf die Dringlichkeit des Klimaschutzes aufmerksam.
- Die Kirchenleitungen suchen das persönliche Gespräch mit der Politik und fordern einen deutlichen Wandel hin zu klimagerechter Politik.
- Die internationale ökumenische Zusammenarbeit und weltkirchliche Solidarität auf den unterschiedlichen kirchlichen Ebenen wird gestärkt in Bezug auf die gemeinsame Herausforderung der globalen Klima- und Umweltkrise, die viele Länder in Afrika, Lateinamerika, Asien und Ozeanien besonders hart trifft.
Umstellung des eigenen Handelns in den Kirchen
- Die Landeskirchen und (Erz-)Bistümer setzen sich das Ziel, bis 2030 Klimaneutralität zu erreichen. Haushaltsplanungen und Investitionsentscheidungen werden an diesem Ziel ausgerichtet.
- Die Landeskirchen und (Erz-)Bistümer stellen sicher, dass alle land- und forstwirtschaftlichen Flächen in kirchlichem Besitz bis 2035 klimapositiv und nach den Kriterien des Ökolandbaus bewirtschaftet werden. Neuverträge werden ab sofort nach diesen Kriterien abgeschlossen. Auf den Einsatz von Torf wird ab sofort verzichtet.
- Die Landeskirchen und (Erz-)Bistümer verpflichten sich auf Divestment (Ausschlusskriterien für Geldanlagen) von Kohle, Öl und Gas und verkünden diese Verpflichtung öffentlichkeitswirksam.
- Alle (Erz-)Diözesen und Landeskirchen schaffen pro 100.000 Kirchenmitgliedern eine Vollzeitstelle im Umwelt- und Klimabereich. Auf nationaler Ebene richten die Kirchen Kompetenzstellen Klimaneutralität ein.
Bewusstseinswandel innerhalb der Kirchen
- Die Kirchenleitungen fördern kooperative Bündnisse, die das Engagement für Klimagerechtigkeit in den Kirchen vorantreiben, wie das Ökumenische Netzwerk Klimagerechtigkeit.
- Die Kirchenleitungen stellen sicher, dass das dringende Handeln zur Bewahrung der Schöpfung in der pastoralen Arbeit und Ausbildung grundgelegt ist. Dafür organisieren sie verpflichtende Fortbildungen für alle Hauptamtlichen zum Thema Klimakrise.
- Die Kirchenleitungen fördern verstärkt Schöpfungsverantwortung in Liturgie und Spiritualität. Zusätzlich beteiligen sich die Kirchen an dem Bemühen, pastorale Antworten auf die große Sorge und Zukunftsangst vieler Menschen zu bieten und schaffen seelsorgerische Angebote für interessierte Aktivist*innen.
Die 12 Forderungen auch als Donwload auf christians4future.de (LINK)