Leben zunehmend in Gefahr – Klimakipppunkte und die Verantwortung der Menschheit

Kipppunkte überschritten

Der neue Global Tipping Points Report 2025 zeigt alarmierend, dass die Erde bereits ihren ersten Klimakipppunkt überschritten hat. Nach Einschätzung von mehr als 160 internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sind die Warmwasser-Korallenriffe irreversibel geschädigt.

Diese Ökosysteme, die unzähligen Meerestieren Schutz und Nahrung bieten, sterben aufgrund der Meereserwärmung und Versauerung großflächig ab. Damit geht nicht nur ein wichtiger Lebensraum verloren, sondern auch die Lebensgrundlage vieler Küstengemeinschaften.

Auch andere Systeme wie der Amazonas-Regenwald, der arktische Permafrost oder die Atlantische Umwälzströmung (AMOC) stehen am Rand solcher Kippmomente. Wenn sie kippen, drohen Dominoeffekte, die das weltweite Klima dauerhaft verändern könnten.

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Die Mahnung von Laudato Si’

Papst Franziskus warnte bereits in seiner Enzyklika Laudato Si’ (2015) eindringlich vor genau dieser Entwicklung. Er ruft darin zu einer „ökologischen Umkehr“ auf und betont, dass „alles miteinander verbunden“ ist (LS 91). Die Zerstörung der Umwelt ist für ihn nicht nur eine ökologische, sondern auch eine moralische und spirituelle Krise. Wenn die Schöpfung leidet, leidet der Mensch mit.

In Laudato Si’ heißt es:

„Der Klimawandel ist ein globales Problem mit schwerwiegenden Auswirkungen auf die Umwelt, auf die Gesellschaft, auf die Wirtschaft, auf Politik und auf die Verteilung der Güter.“ (LS 25)

Diese Worte finden im aktuellen Bericht eine bedrückende Bestätigung: Die Menschheit hat begonnen, die natürlichen Gleichgewichte zu überschreiten, die das Leben auf der Erde seit Jahrtausenden tragen.

Verantwortung aus Glauben

Laudato Si’ ruft dazu auf, die Welt als gemeinsames Haus („oikos“) zu betrachten, das wir mit allen Geschöpfen teilen. Damit verbunden ist die Pflicht, sorgsam mit der Schöpfung umzugehen und Verantwortung für die Schwächsten zu übernehmen – denn die Folgen der Klimakrise treffen vor allem arme und verletzliche Bevölkerungsgruppen zuerst.

Papst Franziskus schreibt:

„Ein Verbrechen gegen die Natur ist ein Verbrechen gegen uns selbst und eine Sünde gegen Gott.“ (frei nach LS 8 und LS 66)

Diese Sichtweise verleiht den wissenschaftlichen Warnungen eine ethisch-spirituelle Dimension: Das Überschreiten der Klimakipppunkte ist nicht nur eine technische oder politische Herausforderung, sondern ein Zeichen moralischer Orientierungslosigkeit – ein Versagen, das Band der Geschwisterlichkeit mit der Schöpfung zu achten.

Hoffnung und „positive Kipppunkte“

Sowohl der Global Tipping Points Report als auch Laudato Si’ enden jedoch nicht in Hoffnungslosigkeit. Beide sprechen von positiven Umkehrpunkten: vom Wandel zu nachhaltiger Energie, vom Aufbau lokaler Gemeinschaften, vom Teilen statt Ausbeuten, vom Vertrauen in die Fähigkeit des Menschen zur Veränderung.

In Laudato Si’ heißt es:

„Der Mensch ist fähig, sich zu bessern, sich zu erheben, über sich hinauszuwachsen, um das Gute zu wählen und neu zu beginnen.“ (LS 205)

Auch in der Klimaforschung wird betont, dass gesellschaftliche und technologische Entwicklungen Kettenreaktionen auslösen können – diesmal in positiver Richtung: Wenn nachhaltiges Handeln zur Norm wird, kann die Wende gelingen.

Fazit

Der Bericht zeigt: Das Leben auf der Erde ist tatsächlich zunehmend in Gefahr.
Doch aus religiöser Sicht ist das kein Grund zur Resignation, sondern ein Aufruf zur Umkehr – zur Achtung, Dankbarkeit und Solidarität mit der gesamten Schöpfung.

So erinnert uns Laudato Si’ daran, dass der Schutz des Klimas kein Luxus, sondern ein Akt der Liebe ist – gegenüber Gott, der Natur und den kommenden Generationen.