Raising Hope for Climate Justice mit Beteiligung der Christians for Future

Miriam Strake und Georg Sauerwein berichten von der internationalen Klimakonferenz im Vatikan

Der Globale Süden hat die Führungsrolle

Im Interview mit dem Eule Magazin sprechen Miriam Strake und Georg Sauerwein von Christians for Future über die internationale Klimakonferenz „Raising Hope for Climate Justice“, die im Vatikan stattfand. Beide engagieren sich seit Jahren für ökologische und soziale Gerechtigkeit – Strake als Ökologin, Sauerwein als Theologe und Physiker. Die Konferenz wurde von der Laudato si’-Bewegung organisiert und knüpft an die gleichnamige Umweltenzyklika von Papst Franziskus aus dem Jahr 2015 an. Ziel war es, nicht nur über die Klimakrise zu sprechen, sondern Hoffnung zu wecken und konkrete Schritte für mehr Klimagerechtigkeit anzustoßen.

Ein zentrales Thema des Gesprächs ist die wachsende Bedeutung des Globalen Südens in der internationalen Klimabewegung. Strake und Sauerwein betonen, dass viele der innovativsten und mutigsten Stimmen heute aus Regionen kommen, die besonders stark unter den Folgen der Klimakrise leiden. Menschen dort seien längst gezwungen, neue Wege zu finden – sie übernehmen zunehmend die Führungsrolle, während der Globale Norden häufig noch zögert. Dieses Engagement inspiriere und motiviere Aktivist*innen weltweit.

Ein wichtiger politischer Schwerpunkt der Konferenz war die Unterstützung des sogenannten Fossil Fuel Non-Proliferation Treaty (FFNPT), eines geplanten internationalen Vertrags, der die Ausweitung fossiler Energien verhindern und einen gerechten Ausstieg aus der Nutzung von Kohle, Öl und Gas fördern soll. Dieser „Nichtverbreitungsvertrag für fossile Brennstoffe“ soll den Weg zu einer nachhaltigen und sozial gerechten Energiewende ebnen. Ziel ist, dass der Vertrag bis 2026 fertiggestellt und von möglichst vielen Staaten, vor allem aus dem Globalen Süden, unterzeichnet wird.

Daneben sprachen die Interviewten über die wirtschaftlichen Abhängigkeiten vieler Länder des Südens. Strake und Sauerwein fordern eine umfassende Entschuldungspolitik, da hohe Schulden und unfaire Finanzstrukturen die Handlungsfähigkeit vieler Staaten stark einschränken. Häufig seien Kredite an Bedingungen geknüpft, die die Förderung fossiler Energien begünstigen – eine Praxis, die sie als zynisch und kontraproduktiv bezeichnen. Der Globale Norden trage aus ihrer Sicht eine „ökologische Schuld“ gegenüber dem Süden, weil er über Jahrzehnte hinweg von klimaschädlichem Wirtschaften profitiert hat.

Auch die Rolle der Kirchen wird im Interview kritisch beleuchtet. Christliche Gemeinschaften hätten ein großes Potenzial, gesellschaftlichen Wandel zu fördern, müssten sich aber stärker an den Bedürfnissen der am meisten Betroffenen orientieren. Es gehe nicht nur darum, eigene Klimaziele zu formulieren, sondern vor allem darum, die Stimmen derjenigen zu verstärken, die unter den Auswirkungen der Erderwärmung am stärksten leiden. Während die evangelische Kirche in Deutschland in Sachen Klimaschutz bereits einige Fortschritte mache, seien die katholischen (Erz-)Bistümer in ihren Zielen oft uneinheitlich und wenig ambitioniert. Konkrete Maßnahmen – etwa bei Gebäudesanierungen, Pilgerreisen oder Energieversorgung – seien entscheidend, um glaubwürdig zu bleiben.

Mit Blick auf den neuen Papst Leo XIV. äußern Strake und Sauerwein vorsichtige Hoffnung. Er setze die von Franziskus begonnenen Linien fort und betone die Verbindung von sozialer Gerechtigkeit, Armutsbekämpfung und ökologischer Verantwortung. Ob er jedoch selbst zum „Klimapapst“ werde, müsse sich erst noch zeigen – sein Profil in Umweltfragen befinde sich noch im Aufbau.

Trotz aller Herausforderungen überwiegt bei den Interviewten der Optimismus. Die internationale Vernetzung, die konkreten Forderungen wie der FFNPT und der Ruf nach globaler Entschuldung zeigen, dass die Bewegung wächst und sich professionalisiert. Hoffnung entstehe nicht nur durch Appelle an die Politik, sondern auch durch gemeinsames Handeln. Strake und Sauerwein betonen, dass echte Klimagerechtigkeit immer auch globale Gerechtigkeit bedeuten müsse – und dass die dringend notwendige Transformation nur gelingt, wenn niemand dabei zurückgelassen wird.

Zum Artikel im eulemagazin.de (Link)