Sind katholische Institutionen bereit, auf fossile Brennstoffe zu verzichten?

Meldung vom 03.07.25

Are Catholic institutions ready to abandon fossil fuels?
Under Pope Francis, the Vatican called upon Catholic institutions to divest from fossil fuels. How far did they get?

Sind katholische Institutionen bereit, fossile Brennstoffe aufzugeben? Unter Papst Franziskus forderte der Vatikan katholische Institutionen auf, sich von fossilen Brennstoffen zu trennen. Wie weit sind sie gekommen?

🌍 1. Hintergrund & Anstoß

  • Papst Franziskus rief bereits 2015 in seiner Enzyklika Laudato Si’ zum raschen Ausstieg aus den fossilen Energien auf und betonte, dass solche Technologien „progressiv und ohne Verzögerung“ ersetzt werden müssen.
  • 2020 empfahl der Vatikan offiziell Klöstern, kirchlichen Institutionen und Pensionsfonds, ethische Kriterien bei Investitionsentscheidungen einzusetzen und Unternehmen, die fossile Brennstoffe fördern, zu meiden.

2. Stand der Dinge bei Katholischen Institutionen

  • Weltweit haben sich rund 1.600 Institutionen – darunter 384 katholische – verpflichtet, ihre Finanzbeziehungen zu großen Kohle-, Öl- und Gaskonzernen abzubrechen.
  • Allerdings ist nur ein Teil dieser Verpflichtungen öffentlich einsehbar; viele Institute veröffentlichen keine vollständigen Divestment-Zahlen.

3. Beispiele aus Deutschland

  • Die Bank für Kirche und Caritas eG (BKC) gehört seit 2017 einer internationalen kirchlichen Koalition an und arbeitet auf den vollständigen Ausstieg aus fossilen Investments hin. Sie investiert bereits in nachhaltige Anlagen und grüne Anleihe.
  • Auch die Pax-Bank hat 2018 beschlossen, ihre Beteiligungen an Öl-, Gas- und Kohleunternehmen schrittweise zu reduzieren und misst inzwischen den CO₂-Fußabdruck ihrer Portfolio.

4. Divestment versus Engagement

  • Neben dem völligen Ausstieg setzen manche katholische Einrichtungen auf Shareholder Engagement: sie halten Anteile, um auf Hauptversammlungen Einfluss auszuüben.
  • Allerdings stellt der Laudato Si’‑Movement-Klimaexperte James Buchanan klar: „öfter setzen wir auf Engagement … aber leider reagieren Öl‑ und Gasfirmen darauf kaum“.
    Daher sei das komplette Divestment langfristig die wirkungsvollere Strategie.

5. Finanzielle und moralische Argumente

  • Laut Claudia Kemfert (DIW) bieten nachhaltige Investitionen in erneuerbare Energien, Wasserstoff und Elektromobilität langfristig stabilere Renditen als fossile Anlagen.
  • Viele Institutionen halten daher aus Profitgründen an Investitionen in Fossilunternehmen fest .
  • Andererseits zeigt das Beispiel der University of Dayton, dass Divestment wirtschaftlich keinen Nachteil bedeuten muss – trotz anfänglicher Befürchtungen.

6. Fazit & Ausblick

  • Katholische Organisationen haben grundlegende Schritte unternommen: viele haben öffentliches Interesse bekundet, einige haben konkrete Ausstiege vollzogen.
  • Dennoch gibt es ein uneinheitliches Bild: Nicht alle haben vollständig divestiert, andere üben Engagement aus statt sich zu trennen .
  • Experten wie Buchanan fordern: Es brauche klare Maßnahmen, mutiges konsequentes Handeln entlang der kirchlichen Soziallehre – sowohl moralisch als auch finanziell.
  • Das Divestment bewegt sich noch zu sehr hinter den Kulissen – und es bleibt abzuwarten, wie radikal die katholische Kirche ihren Worten Taten folgen lässt.

✨ Gesamteinschätzung

Der Artikel zeichnet ein differenziertes Bild: Grundlegende papstliche Richtlinien und konkrete praktische Umsetzungen sind vorhanden – doch viele katholische Institutionen befinden sich erst auf dem Weg. Moralische Überzeugungen, finanzielle Interessen und institutionelle Freiheiten führen zu einem langsamen, uneinheitlichen Ausstieg aus fossilen Investments. Um glaubwürdig zu sein, müssten Kirche und ihre Organisationen konsequent handeln.

Den Originalartikel (englisch) lesen auf www.dw.com (Link)