Leserbrief zu „Photovoltaik- Projekt ist tot“ vom 11. Okt. 2025


Großes Unverständnis herrscht nach der Ablehnung der geplante Agri-Photovoltaik-Anlage in Müllingsen durch den Stadtentwicklungsausschuss. Dieses Vorhaben war ein entscheidender Schritt hin zu einem innovativen Wirtschaftsstandort: saubere Energie ohne kommunales Kapital für „etwa 20 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs aller Soester Haushalte“. Nun ist das Zukunftsprojekt gescheitert – und mit ihm eine große Chance für unsere Region.
Installierte PV-Leistung erst 10% der geplanten Leistung
Im 3. Controlling-Bericht zum Masterplan Klimapakt Soest (Okt. 2024) ist zu lesen: „Der Stromsektor trägt den größten Teil zur Reduktion der Emissionen bei.“ Allerdings beträgt die installierte PV-Leistung erst 10% der geplanten Leistung. „Der Ausbau von PV-Freiflächen wird jedoch von ursprünglich 150 MWp auf 50 MWp reduziert, da bisherige Ausbaumaßnahmen aufgrund diverser Hemmnisse ins Stocken geraten sind.“ „Allein am Interesse der Landwirte, Flächen zur Verfügung zu stellen und sich einzubringen, scheitert aktuell ein Modellvorhabenumzusetzen“.
Agri-PV verbindet sinnvoll Nahrungsmittelproduktion und Stromerzeugung auf derselben Fläche. Sie schützt Böden vor Austrocknung und erhöht die Klimastabilität der Ernten. Das Land NRW fördert den Ausbau von Agri-PV mit 25% und reagiert so auf die steigende Nachfrage dieser „Schlüsseltechnologie für den akzeptanzgesicherten Ausbau der Solarenergie“.
Ohne Unterstützung durch die Politik droht ein Scheitern des Klimapakts
Trotz dieser Vorteile und der Ziele im Masterplan wurde das „hoch spannende Projekt“ von der Politik abgelehnt. Die Argumente: Störung des Landschaftsbilds, Wildwuchs und Belastung von Anwohnern. Doch gerade jetzt bräuchten wir neue, starke Impulse. Ohne Unterstützung durch die Politik droht ein Scheitern des Klimapakts.
Die Ablehnung zeigt, wie schwer wir uns mit Veränderungen tun. Dabei ist äußerste Eile geboten. Wenn wir die CO2-Emissionen nicht drastisch und schnell senken, droht eine zunehmend lebensfeindliche Welt mit großen gesellschaftlichen Verwerfungen.
Steuereinahmen für für soziale Projekte oder die Sanierung von Schulen verspielt
Regionen, die Erneuerbare Energien aktiv fördern, gewinnen Vertrauen, Ansehen und Wirtschaftskraft. Das Agri-PV-Projekt hätte über Steuereinahmen wichtige finanzielle Spielräume für soziale Projekte oder die Sanierung von Schulen geöffnet. Vielleicht ist dieser Rückschlag genau der Weckruf, den wir als Gesellschaft gebrauchen. Ein Weckruf hin zu mehr Engagement, Transparenz und Beteiligung. Ein Weckruf hin zu mehr Mut, (Welt-) Verantwortung und ein Recht auf eine lebenswerte Zukunft.
Dr. Franz-Josef Klausdeinken
Unsere Welt ist gefährdet wie nie
Über Jahrmillionen gesammeltes und eingelagertes CO2 entlassen wir in wenigen Jahrzehnten in die Atmosphäre. Letztes Jahr waren es über 62 Millionen Hitzetote in Europa; über 50 Millionen Menschen wurdne durch den Klimaveränderung vertrieben. Der Arnsberger Wald kahlgefressen, Soester Dörfer mehrfach überflutet, Schneisen der Verwüstung durch Wirbelstürme in Lippstadt und Paderborn, ein Marktplatz, auf dem bei über 50 °C die Menschen gegrillt werden. Haushaltsdefizite und sozialer Unfrieden nehmen zu und sind nur der Anfang. Die Zeit zu Handeln ist JETZT!