LAUDATO SI’ leben: Wir gewinnen Zukunft aus der lebensverändernden Kraft des Evangeliums und unserem Einsatz für die Gesellschaft

Kommentar von FJ Klausdeinken anlässlich 10 Jahre Enzyklika Laudato Si

Schöpfungsverantwortung als Querschnittsthema denken (Link)

Wenn wir heute von Laudato si’ sprechen, dann geht es nicht nur um Umwelt- oder Klimaschutz im engen Sinne. Es geht um weit mehr: um einen umfassenden geistlichen, ethischen und gesellschaftlichen Ansatz, der mitten in die drängendsten Fragen unserer Zeit hineinspricht. Laudato si’ ist ein Dokument mit revolutionärer Kraft, weil es die Bewahrung der Schöpfung nicht als Nebenschauplatz, sondern als Querschnittsthema begreift – und damit als Kernauftrag christlichen Lebens und kirchlichen Handelns.

Schöpfungsverantwortung ist Gesellschaftsverantwortung

Die Enzyklika von Papst Franziskus verbindet Umweltfragen untrennbar mit sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Herausforderungen. Das heißt: Wer sich für die Bewahrung der Schöpfung einsetzt, greift zentrale Gesellschaftsfragen auf – Gerechtigkeit, Frieden, Teilhabe, Zukunftsfähigkeit – und gibt aus dem Evangelium heraus konkrete Antworten.

Schöpfungsverantwortung ist nicht nur ein Arbeitsfeld unter vielen, sondern zieht sich quer durch Bildung, Liturgie, Politik, Pastoral und Spiritualität. Jede Entscheidung – vom Konsumverhalten bis zur Energiepolitik, vom Umgang mit Ressourcen bis zum globalen Handel – ist ein Ort gelebter Verantwortung. Christen und Christinnen dürfen sich nicht aus diesen Debatten heraushalten – im Gegenteil: Unser Glaube ruft uns dazu auf, uns mit der „prophetischen Stimme“ aktiv, leidenschaftlich und wirksam in gesellschaftliche Diskurse einzubringen.

Prophetische Stimme – wider die Logik von Angst, Zwietracht und Ausbeutung

Aktuell führt Papst Leo XIV. diese Haltung mit bemerkenswerter Klarheit weiter. In seinen jüngsten Appellen zur Sicherung des Weltfriedens, zur Bewältigung ökologischer Krisen und zur Überwindung wirtschaftlicher Ausbeutung erhebt er eine Stimme, die sich der Wahrheit verpflichtet weiß – auch wenn sie unbequem ist. Papst Leo benennt mutig die Kräfte, die Angst schüren, Zwietracht säen und den Planeten wirtschaftlich ausbeuten. Er fordert stattdessen eine Ethik des Friedens, der Nachhaltigkeit und der globalen Verantwortung.

Das ist eine deutliche Erinnerung an die Aufgabe der Kirche: nicht in Harmonie mit dem Zeitgeist zu flüstern, sondern gegen zerstörerische Tendenzen deutlich Stellung zu beziehen – im Namen des Evangeliums, das Leben, Hoffnung und Gerechtigkeit verheißen will.

Vom Evangelium her denken – Hoffnung leben

Laudato si’ lebt aus einer tiefen biblischen Überzeugung: Die Schöpfung ist nicht bloß Natur, sondern Beziehungsraum zwischen Gott, Mensch und Welt. Wenn wir diesen Raum verletzen, verletzen wir uns selbst – sozial, seelisch, politisch. Die Kraft zur Umkehr aber – zur „ökologischen Umkehr“ – kommt nicht aus Angst vor dem Weltuntergang, sondern aus der Liebe zum Leben. Sie erwächst aus dem Evangelium, das uns dazu aufruft, achtsam zu leben, gerecht zu handeln und solidarisch zu sein.

Darin liegt die eigentliche Zukunftskraft christlicher Botschaft: Wir haben nicht nur Kritik zu bieten, sondern hoffnungsvolle Alternativen. Wir zeigen, dass ein gutes Leben möglich ist – nicht auf Kosten anderer oder der kommenden Generationen, sondern in einer Gemeinschaft, die sich an Menschenwürde, Nachhaltigkeit und dem Gemeinwohl orientiert.

Einsatz für die Gesellschaft – aus dem Glauben heraus

„Einsatz für die Gesellschaft“ bedeutet für Christinnen und Christen daher weit mehr als karitatives Handeln. Es bedeutet, strukturverändernd, meinungsbildend und solidarisch wirksam zu werden – in den Parlamenten, auf den Straßen, in der Bildung, in der Wirtschaft und in der globalen Zusammenarbeit. Wer das Evangelium ernst nimmt, der zieht sich nicht zurück. Er spricht, handelt, widerspricht – und baut mit an einer gerechten und friedlichen Welt.

Laudato si’ ist in diesem Sinne ein spirituelles und politisches Manifest

Es rückt den Menschen in den Mittelpunkt – nicht als isoliertes Individuum, sondern als Teil eines größeren Ganzen. Wenn wir die Laudato si’ leben, gewinnen wir nicht nur Zukunft, sondern auch Tiefe, Orientierung und Gemeinschaft.

Angebot in Soest