Papst: Migranten werden wie Müll behandelt und Völker ausgeraubt

Mit ungewohnt scharfen Worten hat Papst Leo XIV. soziale Ungerechtigkeiten angeprangert und zu einem Wandel aufgerufen. Er richtete eine kraftvolle Rede an Vertreterinnen und Vertreter Sozialer Bewegungen im Vatikan. Diese thematisierte deutliche Kritik an sozialen Missständen und rief zu Solidarität, Gerechtigkeit und aktivem Handeln auf.
Die Begegnung fand im Rahmen des 5. Welttreffens Sozialer Bewegungen statt – ein Anlass, bei dem Basisinitiativen, Bewegungen der Armen, der Landarbeiter, Migranten und andere zivilgesellschaftliche Akteure zusammenkommen.

Scharfe Anklagen gegen soziale Ungerechtigkeit

Der Papst formulierte ungewöhnlich deutlich und direkt:

  • Migranten würden oft wie „Müll“ behandelt. Diese Sprache unterstreiche die Schärfe seiner Kritik an unmenschlicher Behandlung und staatlichem Missbrauch gegenüber Schutzsuchenden.
  • Völker in armen Ländern würden von Ausbeutung betroffen: Bodenschätze, Land und natürliche Ressourcen würden geraubt, teilweise mit Gewalt, Kinderarbeit oder Vertreibung.
  • Der technologisch-wirtschaftliche Fortschritt bringe zugunsten weniger Vorteile, während viele Grundbedürfnisse ungestillt blieben – Nahrung, Wohnung, Land, Arbeit würden vielerorts vernachlässigt.
  • Der Klimawandel wirke als „Kollateralschaden“ – und besonders die Ärmsten litten unter den Folgen von Umweltkatastrophen.
  • Neue synthetische Drogen wie Fentanyl seien „Drogen des Todes“, besonders in den USA unter armen Bevölkerungsgruppen weit verbreitet. Die Verbindung zwischen Pharmaindustrie, Gewinninteressen und globaler Ethik empfand er als moralisch bedenklich.
  • Die digitale Welt und soziale Netzwerke verschärften Ungleichheiten: der permanente Drang nach Konsum dürfe nicht über Leben in Würde und Gerechtigkeit dominieren.

„Im Einklang mit den Forderungen von Franziskus sage ich heute: Erde, Haus und Arbeit sind heilige Rechte. Es lohnt sich, für sie zu kämpfen, und ich will, dass ihr mich sagen hört: ‚Ich bin dabei! Ich bin mit euch!‘“, Papst Leo XIV.

Appell zu Solidarität, Liebe und Aktion

Nicht nur Kritik, sondern auch ein Aufruf:

  • Die Kirche solle auf der Seite der Bewegungen stehen – „eine arme Kirche für die Armen“, eine Kirche, die sich beugt und Risiken eingeht.
  • Soziale Bewegungen seien „Champions der Menschlichkeit“, „Zeugen der Gerechtigkeit“, „Dichter der Solidarität“.
  • Der Dienst dürfe nie zur Ideologie werden. Vielmehr müsse er vom Evangelium und von der Liebe getragen sein – „gegen jeden Individualismus und jedes Vorurteil“.
  • Die sogenannte „Globalisierung der Ohnmacht“ – das Gefühl der Machtlosigkeit gegenüber strukturellen Problemen – müsse durch eine „Kultur der Versöhnung und des Engagements“ überwunden werden.
  • Veränderung müsse oft „von unten“, aus den Peripherien heraus beginnen. Denn von dort werde lauter nach Gerechtigkeit gerufen.

Bedeutung und Wirkung

Die Rede von Papst Leo XIV. markiere eine der deutlichsten päpstlichen Ansprachen in seinem Pontifikat – eindringlich, provozierend und herausfordernd zugleich. Sie knüpft an die Tradition von Papst Franziskus an, der die Welttreffen Sozialer Bewegungen initiiert hatte, und verweist zugleich auf Papst Leo XIII. mit seiner Sozialenzyklika Rerum Novarum.

Für die Teilnehmenden – etwa rund 2.000 Personen aus allen Erdteilen, darunter Arme, Migranten, Landarbeiter, Bewegung aus der Peripherie – kann diese Ansprache als Ermutigung gelten, im Spirit von „Erde, Haus und Arbeit“ weiter zu kämpfen.
Gemeintes Ziel: Impulse für öffentliche Politik und soziale Rechte durch kreative Basisinitiativen zu geben.

Den Bericht lesen auf www.vaticannews.va (Link)