Bericht der Ev. Kirche von Westfalen
Die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) hat ihre Treibhausgas-Bilanz für das Jahr 2023 veröffentlicht. Sie zeigt klar: Die Kirche ist auf dem Weg – aber der Weg ist noch weit. Insgesamt stieß die EKvW 66.833 Tonnen CO₂-Äquivalente aus, davon entfielen 65.083 t auf Gebäude und 1.750 t auf dienstliche Mobilität.
Die Bilanz ist zum ersten Mal so umfassend, dass sie als neues Basisjahr dient: 2023 gilt nun als 100-%-Startpunkt des Reduktionspfades bis 2045, weil für das ursprünglich geplante Referenzjahr 1990 keine verlässlichen Energiedaten vorlagen.
1. Warum die Bilanz wichtig ist
Mit ihrem Klimagesetz (2023) hat die EKvW klare Ziele beschlossen:
- 90 % Emissionsreduktion bis 2035
- Kompensation der verbleibenden Emissionen ab 2035
- vollständige Klimaneutralität bis 2045
- Anpassung an Klimawandel & Förderung der Biodiversität
Die jährliche THG-Bilanz zeigt, wie weit man auf diesem Weg kommt – und wo nachjustiert werden muss.
2. Gebäude: Der große Hebel
Die Gebäude verursachen den Löwenanteil der Emissionen. Insgesamt wurden 3.547 Gebäude in kirchlicher Nutzung bilanziert – von Kirchen über Kitas bis zu Pfarrhäusern.
Hauptergebnisse
- 81 % der Emissionen entstehen durch Heizen, 19 % durch Stromverbrauch.
Erdgas ist mit Abstand der dominante Energieträger. - Kitas verursachen die höchsten Gesamtemissionen – bei gleichzeitig hoher Nutzungsintensität (0,34 t CO₂e pro Kind).
- Gemeindehäuser und -zentren liegen auf Platz zwei – häufig nur sporadisch genutzt, aber energetisch aufwendig.
- Kirchen sind trotz geringer Nutzungsstunden energetisch anspruchsvoll. Eine Absenkung der Grundtemperatur im Winter kann viel bewirken.
Die Bilanz zeigt klar: Je niedriger die Basistemperatur, desto geringer der Energieverbrauch. - Pfarrhäuser liegen mit 3,8 t CO₂e pro Person weit über dem Bundesdurchschnitt. Hauptgrund: sehr große Wohnflächen (Ø 230 m²).
- Schulen sind energetisch besonders relevant, weil es große Gebäudekomplexe sind; pro Schüler fallen rund 0,49 t CO₂e/Jahr an.
Kernproblem
Viele Gebäude haben deutlichen Sanierungsbedarf. Isolierung, moderne Heizungstechnik und der Ausbau von Photovoltaik sind entscheidend.
3. Mobilität: Kleinerer Anteil – große Unterschiede
Die Bilanz erfasst im Mobilitätsbereich nur die Dienstfahrten – Wege zur Arbeit oder Kinder-/Eltern-Mobilität von Kitas sind nicht eingerechnet.
Dienstliche Mobilität 2023
- 1.750 t CO₂e (leichter Rückgang gegenüber 2019)
- Durchschnittlich 110 kg CO₂e pro Vollzeitstelle
- Große Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Regionen (Faktor 3).
Der Modal Split zeigt: 75 % der Dienstfahrten erfolgen mit dem Auto. ÖPNV und Fahrrad spielen eine untergeordnete Rolle.
Wege zur Arbeit (nicht bilanziert, aber erfasst)
- 11.250 t CO₂e – etwa das Sechsfache der dienstlichen Mobilität
- 19 % der Arbeitswege erfolgen inzwischen mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln (2019: 10 %).
4. Photovoltaik & Ökostrom: Viel Potenzial
- 41 % des Stroms stammen bereits aus zertifizierten Ökostromverträgen.
- Auf kirchlichen Gebäuden existieren aber erst ca. 180 PV-Anlagen – nur rund 5–6 % der Gebäude.
Besonders Kitas, Gemeindehäuser und Verwaltungsgebäude bieten riesige Ausbaupotenziale.
5. Blick nach vorn: Der Reduktionspfad wird anspruchsvoller
Um die Klimaziele einzuhalten, muss der Ausstoß ab 2023 massiv sinken. Die zulässige Gesamtmenge bis 2045 beträgt 533.279 t CO₂e – entsprechend einem strengen CO₂-Budget.
Dazu kommt ein finanzieller Druck:
Ab 2028 gilt der europäische Emissionshandel ETS2 für Wärme und Verkehr – mit erwarteten Zertifikatspreisen von 200–400 €/t CO₂. Für die EKvW bedeutet das jährliche Mehrkosten von 11–23 Mio. €, wenn nicht gegengesteuert wird.
6. Fazit: Die EKvW ist auf dem Weg – aber die Zeit wird knapp
Die Treibhausgas-Bilanz macht sichtbar:
- Die Datenlage ist deutlich besser als in früheren Jahren.
- Die großen Stellschrauben sind klar: Gebäudesanierung, Wärmewende, PV-Ausbau, Mobilitätswende.
- Ohne entschlossenen Umbau werden Klimaziele und CO₂-Budget nicht erreichbar sein.
Die Bilanz zeigt aber auch: Viele Gemeinden haben bereits begonnen – durch Winterkirchen-Konzepte, Ökostrom, erste PV-Anlagen oder Mobilitätsinitiativen.
Jetzt kommt es darauf an, diese Ansätze flächendeckend umzusetzen.
Bericht als pdf-Download
Weitere Informationen, Positionen und Beschlüsse auf https://www.kircheundklima.de/downloads/

