Bischöfe des Globalen Süden fordern von UN mehr Klimaschutz

und jährlich 1,8 Billionen US-Dollar für den globalen Süden

Ein breites Bündnis katholischer Bischofskonferenzen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der Karibik wendet sich mit einem dringenden Appell an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft. Unter dem Titel „A Call for Climate Justice and the Common Home: Ecological Conversion, Transformation and Resistance to False Solutions“ fordern sie eine klare, gerechte und schnelle Umsetzung der Ziele des Pariser Klimaabkommens – vor allem die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius. Vatican News+2weltkirche.de+2


Wie stark sind Länder des Globalen Südens bedroht?

Die Klimakrise trifft viele Staaten des Globalen Südens mit voller Wucht – obwohl sie historisch wenig zu den Treibhausgasemissionen beigetragen haben. Einige Beispiele und Mechanismen:

  • Länder in Ostafrika erleben wiederkehrende, lange Dürren, mit großer Bedrohung für die Landwirtschaft, Wasserverfügbarkeit und Ernährungssicherheit.
  • Küstenregionen und Flussdeltas – z. B. in Bangladesch – sehen sich zunehmend mit Überflutungen, dem Eindringen von Salzwasser und Küstenerosion konfrontiert. Viele Menschen verlieren Land, Ackerflächen oder müssen ihr Zuhause verlassen.
  • Inselstaaten im Pazifik, die Karibik und andere niedrige Küstenregionen drohen zum Teil durch den steigenden Meeresspiegel existenziell gefährdet zu sein.
  • Extreme Wetterereignisse – wie Sturmfluten, Überschwemmungen, Zyklone, Stürme, Hitzewellen – verursachen regelmäßig gravierende Schäden, oft ohne dass ausreichende Infrastruktur oder Rücklagen bestehen, um schnell zu reagieren.
  • Sozioökonomische Verwundbarkeit verschärft die Situation: geringe Anpassungskapazitäten (z. B. fehlende Technologie, schwache Infrastruktur), hohe Abhängigkeit von Landwirtschaft und natürlichen Ressourcen, wenig Diversifizierung der Wirtschaft, oft auch politische Instabilität.

Weltkirchenrat begrüßt Appell

Diese Länder leiden also unter Verlusten und Schäden, die existenziell sind – nicht nur in Zukunft, sondern bereits heute. „Als Weltkirchenrat begrüßen wir diese Aktion der Bischöfe des Südens von ganzem Herzen. Man kann sogar sagen, dass wir absolut an einem Strang ziehen“, sagt der einstige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).


Warum ist Klimaschutz für diese Länder besonders wichtig?

  1. Erhalt der Lebensgrundlagen und Menschenrechte
    Klimafolgen bedrohen Wasser, Bodenfruchtbarkeit, Ernährung, Wohnen und Gesundheit. Wenn Ernten ausbleiben, Trinkwasser knapp oder Naturkatastrophen häufiger werden, geht es oft um nicht weniger als ums Überleben.
  2. Vermeidung von humanitären Krisen und Migration
    Wenn Regionen unbewohnbar werden – durch Dürren, Überschwemmungen oder Küstenerosion – entstehen Flüchtlingsbewegungen, sowohl innerhalb als auch zwischen Staaten. Das bedeutet Leid, Konflikte, Instabilität.
  3. Schutz von Ökosystemen und Biodiversität
    Viele Länder des Globalen Südens sind Heimat großer biologischer Vielfalt und wichtiger Ökosystemdienstleistungen (z. B. Regenwälder, Küsten‐ und Meeresökosysteme). Diese sind zugleich Puffer gegen Klimakatastrophen und Ressourcen für Ernährung, Medizin etc.
  4. Langfristige wirtschaftliche Entwicklung
    Klimaschäden, hohe Kosten bei der Anpassung, häufige Naturkatastrophen behindern Wachstum, verschlingen Ressourcen, verschlechtern die Infrastruktur. Gute Klimapolitik und Investitionen in Anpassung sichern Wirtschaft und Entwicklung.
  5. Gerechtigkeit und historische Verantwortung
    Industrieländer haben über Jahrzehnte den größten Anteil an Treibhausgasemissionen. Viele Auswirkungen, unter denen Länder des Globalen Südens leiden, sind Folgen dieser Vergangenheit und der bislang kaum eingehaltenen Klimavereinbarungen. Klimaschutz ist daher auch eine Frage der Gerechtigkeit.

Warum braucht es Solidarität und mehr Klimaschutz von allen Nationen?

  • Globale Wirkung: Klimaveränderungen kennen keine Grenzen. Was in einem Teil der Welt geschieht, beeinflusst andere Regionen durch Wettermuster, Migration, wirtschaftliche Verflechtungen, Gesundheitsrisiken etc.
  • Verpflichtung durch internationale Abkommen: Das Pariser Abkommen und andere multilaterale Vereinbarungen setzen Ziele, die nur gemeinsam erreicht werden können. Ohne, dass alle großen Emittenten mitziehen, wird das 1,5-Grad-Ziel praktisch unerreichbar.
  • Moralische Verantwortung: Staaten, die historisch und gegenwärtig groß zur Klimaerwärmung beigetragen haben, tragen besondere Verantwortung – nicht nur finanziell, sondern auch durch Technologietransfer, Unterstützung bei Anpassung, Schuldenerlass etc.
  • Praktische Vorteile für alle: Nachhaltiger Klimaschutz und Umstellung auf erneuerbare Energien, effizientere Ressourcennutzung, bessere Anpassung machen Länder resilienter, verbessern Gesundheit, Innovation, und können auch neue Wirtschaftschancen eröffnen.

Forderungen der Bischöfe – einschließlich Schuldenerlass

Aus dem Appell der Bischöfe und verwandten kirchlichen Organisationen ergeben sich konkrete Forderungen:

  1. Einhaltung und Erfüllung internationaler Verpflichtungen
    • Umsetzung des Pariser Abkommens, insbesondere des 1,5-Grad-Limits.
    • Keine Rückschritte bei nationalen Klimazielen.
  2. Ablehnung von „falschen Lösungen“
    Maßnahmen, die Natur kommerzialisieren oder reine Marktinstrumente sind, Extraktivismus oder grüner Kapitalismus ohne soziale Gerechtigkeit werden kritisiert.
  3. Klimafinanzierung und ökologische Schuld
    • Reiche Nationen sollen ihre ökologische Schuld anerkennen, also die historisch verursachten Emissionen und damit verbundenen Schäden.
    • Bereitstellung fairer, langfristiger Finanzmittel, nicht in Form von Krediten, die neue Schuldenlast verursachen.
  4. Schuldenerlass
    • Für besonders vulnerable, einkommensschwache Länder soll ein weitreichender Schuldenerlass erfolgen, damit diese nicht mehr zwischen Schuldendienst und Klimaanpassung wählen müssen.
    • Reform der globalen Finanzarchitektur – das internationale System müsse so geändert werden, dass Schuldenerlass und faire Finanzierung wirksam möglich sind.
  5. Einbeziehung der Betroffenen
    • Menschen und Gemeinschaften, die bereits stark betroffen sind – darunter indigene Völker, Kleinbäuer*innen, Frauen – sollen bei Entscheidungen und Planungen Vorrang haben.

Die Klimakrise ist keine ferne Bedrohung – sie ist Realität in vielen Ländern des Globalen Südens. Zögerliche Maßnahmen, unzureichende Finanzmittel und das Ignorieren von Gerechtigkeitsfragen verschärfen die Not. Daher ist ein entschlossener, solidarischer Ansatz notwendig: dass Staaten, die historisch große Emissionen verursacht haben, Verantwortung übernehmen, dass die internationale Gemeinschaft fair finanziert, dass Schuldenlasten gelockert werden, und dass wirklich alle am Schutz der Umwelt und am Erhalt des Lebensraums mitwirken.

Ohne diesen gemeinsamen Willen und gerechte Umverteilung von Verantwortung und Ressourcen drohen dramatische Folgen – für Millionen Menschen, für Biodiversität sowie für den sozialen und politischen Frieden.

Weitere Information
www.vatican.va (Link); www.katholisch.de (Link); weltkirche.katholisch.de (Link);
www.br.de (Link)