Kommentar zum Apostolischen Schreiben von Papst Leo von FJ Klausdeinken

„Erziehung zum Frieden“ – das ist keineswegs eine nette Zusatzoption im Bildungsbereich, sondern im kirchlichen Kontext eine grundsätzliche Aufgabe. Papst Leo XIV ruft mit seinem Apostolischen Schreiben „Neue Landkarten der Hoffnung entwerfen“ explizit zur Erziehung zum Frieden auf – und damit markiert er klar, wie eng Bildung und Friedensförderung in der Kirche zusammengedacht werden müssen.
Der Aufruf von Papst Leo XIV
In seinem Schreiben betont Papst Leo XIV, dass Bildung „eine der höchsten Ausdrucksformen christlicher Nächstenliebe“ sei – Bildung also nicht allein Wissensvermittlung, sondern Beziehungs-, Dialog- und Hoffnungshandeln. Vatican News Er weist darauf hin, dass gerade heute (mit Fragmentierung, Digitalisierung, Ungleichheiten, Krieg, Migration) große Herausforderungen bestehen – und dass die christliche Bildungstradition darauf antworten kann, indem sie Vernunft und Glaube verbindet, Denken und Leben, Wissen und Herz. Vatican News
Ganz zentral: „Erziehung zum Frieden“ sei eine Priorität. In seinem Text heißt es:
„Entwaffnet die Worte, hebt den Blick, bewahrt das Herz. Entwaffnet die Worte, denn Bildung schreitet nicht mit Polemik voran, sondern mit Sanftmut, die zuhört.
“Frieden sei nicht nur Abwesenheit von Konflikt, sondern „eine sanfte Kraft, die Gewalt ablehnt“.
„soziale Gerechtigkeit, Umweltgerechtigkeit, nachhaltige Lebensweise, Bildungsgerechtigkeit – und technologische Bildung müsse auf Würde, Gerechtigkeit und Teilhabe ausgerichtet sein.“ Vatican News
Damit wird deutlich: Im kirchlichen Kontext bedeutet Erziehung zum Frieden mehr als lediglich Konfliktvermeidung oder Gewaltprävention. Es geht um eine Bildung, die Menschen befähigt, sich für das Gemeinwohl einzusetzen, Begegnung zu gestalten, globale Zusammenhänge zu begreifen, Technologien kritisch zu reflektieren – und letztlich: Mitgefühl, Zuhören, Versöhnung zu leben.
Bedeutung für den kirchlichen Kontext
Warum ist das im kirchlichen Kontext besonders bedeutsam?
- Weil die Kirche in ihrer Selbstverständlichkeit den Menschen ins Zentrum stellt: Bildung im Sinne der Kirche ist ganzheitlich – sie formuliert nicht nur Kompetenzen, sondern Werte und Tugenden. Papst Leo XIV betont ausdrücklich: Der Glaube sei nicht ein „zusätzliches Fach“, sondern der „Atem, der jedes andere Fach mit Sauerstoff versorgt“. Vatican News
- Weil Kirche Gemeinschaft stiftet: Bildung wird nicht isoliert verstanden, sondern als „choral“, gemeinschaftlich, interinstitutionell – Familie, Schule, Kirche, Staat sind gemeinsam gefragt. Vatican News
- Weil Kirche Verantwortung trägt in einer Welt geprägt von Konflikt, Spaltung und Ungerechtigkeit: Wenn kirchliche Bildung schweigt angesichts Ungleichheit und Gewalt, so der Papst, verfehlt sie ihren Auftrag. Vatican News
- Weil Kirche ihre Tradition kennt und erneuern darf: Papst Leo XIV erinnert an die Genealogie christlicher Bildungsarbeit – vom Wüstenvater über die Ordensleute bis heute. Diese historische Tiefe macht Bildung nicht zu Pragmatismus, sondern zu einer zutiefst menschlichen und spirituellen Angelegenheit.
Weitere kirchliche Appelle zur Friedenspädagogik
Der Aufruf von Papst Leo XIV reiht sich ein in eine Reihe von kirchlichen Initiativen und Dokumenten, die Bildung und Frieden zusammen denken:
- Papst Franziskus richtet sich an katholische Lehrkräfte mit der Mahnung: „Wenn in der Schule Krieg untereinander geführt wird – z. B. durch Mobbing –, dann bereitet man Krieg vor, nicht Frieden.“ Catholic News Agency+1
- Der Appell „Follow the path of peace“, gemeinsam veröffentlicht von Dikasterien des Vatikans und dem Internationaler Olympischer Komitee, ruft dazu auf, „für gerechte und friedliche Lösungen aller Streitfälle und Konflikte“ zu arbeiten, Dialog, Verständnis und Brüderlichkeit zwischen den Völkern zu fördern. press.vatican.va
- Die Initiative Pax Christi International fordert die Kirche auf, „Gospel-Nonviolence“ und eine Ethik des gerechten Friedens in offizielles Lehramt aufzunehmen – also Friedenspädagogik nicht nur konkretes Projekt, sondern integraler Bestandteil kirchlichen Handelns. Vatican News
- Die Kongregation für katholische Erziehung rief im Rahmen des Global Compact on Education Vertreter von Religionen dazu auf, durch Bildung eine Kultur der Brüderlichkeit und des Friedens zu fördern. Vatican News
Fazit
Die Erziehung zum Frieden im kirchlichen Rahmen heißt: Bildung neu denken – nicht allein als Wissens- oder Technikvermittlung, sondern als Formung von Menschen, die fähig sind zur Begegnung, zur Verantwortung, zur Versöhnung. Papst Leo XIV versteht Bildung als „Sauerteig“ für einen ganzheitlichen Humanismus, der den Fragen unserer Zeit gerecht wird.
Damit wird klar: Frieden wird durch Bildung geschaffen – durch jene Schulen, Familien, Gemeinschaften, die zuhören, empathisch sind, zur Gewaltfreiheit erziehen und zugleich die großen gesellschaftlichen Zusammenhänge (Gerechtigkeit, Umwelt, Technologie) einbeziehen.
Gerade in einer Welt mit Kriegen, digitalen Herausforderungen, Migration und Spaltung ist dieser Anspruch der Kirche entscheidend: Bildung und Friedens-kultur gehören zusammen. Wer ernsthaft Frieden will, darf Bildung nicht vernachlässigen.
Referenz: „Papst schlägt ’neue Landkarten der Hoffnung‘ vor“ auf www.vaticannews.va (Link)

Innenminister Dobrindt will Schüler auf Kriegsgefahren vorbereiten
Alexander Dobrindt (CSU), Bundesinnenminister, hat vorgeschlagen, Schüler*innen besser auf Krisen- und Kriegsgefahren vorzubereiten. Konkret möchte er, dass in einem Schuljahr zumindest eine Doppelstunde für ältere Klassen eingeführt wird, in der über mögliche Bedrohungsszenarien (z. B. Krieg, Katastrophen, Versorgungsengpässe) gesprochen wird – und wie man sich darauf vorbereiten kann.
Es stellten sich die Fragen:
Wie gelingt das ohne Angst weiter zu schüren?