Leserbrief um Bericht vom 6. Oktober über den Empfang von Klimaaktivistin Luisa Neubauer bei Papst Franziskus
Anfang Oktober veröffentlichte Papst Franziskus seine Mahnschrift „Laudate Deum“ (Lobt Gott) „über die Klimakrise“ und empfing die Umweltaktivistin Luisa Neubauer. Er bekundete seine Hochachtung vor Protestbewegungen schon mehrmals öffentlich. Der Papst stärkt in seiner Mahnschrift die Bedeutung von Klimaaktivismus. „Es ist also festzustellen, dass es durchaus hilft, große Transformationsprozesse in Gang zu setzen, die aus der Tiefe der Gesellschaft heraus wirken…“ und „Druck auf die Machtverhältnisse ausüben“.
Bewusst richtet Papst Franziskus seinen Appell „an alle Menschen guten Willens“. Der Ton hat sich gewandelt. Er spricht nicht mehr vom Klimawandel, sondern von einer lebensbedrohenden Klimakrise. Er spricht von „einer strukturellen Sünde“ und „Attentate gegen die Natur“. Er spricht von Versagen, weil zu viele Verantwortliche die Folgen des Klimawandels leugnen, untätig bleiben oder halbherzig agieren, „selbst innerhalb der katholischen Kirche“. Dabei sind die Folgen schon jetzt tödlich und der UN-Generalsekretär Guterres formuliert „We are on the Highway to Climate Hell”.
Und sind wir in Soest auf dem Weg in die Klimahölle oder in eine klimagerechte Zukunft? Der Beschluss der Stadt Soest bis 2030 klimaneutral zu sein ist ambitioniert und ein wichtiges Signal an alle (!) Bürger:innen. Hier nimmt die Kommune mit dem Klimapackt und Maßnahmenpaketen bundesweit eine Vorreiterrolle ein. Aber die Zeit rinnt und Themen wie Stadtklima, Überflutungen und Hitzeresilienz brennen und gesellschaftliches Handeln ist gefragt.
Und bewegen sich die Kirchen?
Der Beschluss der Evangelischen Kirchen von Westfalen bis 2035 (fast) klimaneutral zu sein erfordert von den Gemeinden und den Mitgliedern große Anstrengungen. Ein hauptamtlicher Klimaschutzmanager und ein Klimaausschuss des Kirchenkreises unterstützen die Umrüstung der Gebäude auf ‚Erneuerbare Energien‘, die Installation von PV-Anlagen, ein verändertes Mobilitäts- und Einkaufsverhalten, Jobtickets, die Bildung- und Öffentlichkeitsarbeit. Hier geht Kirche mit gutem Beispiel voran.
Die sozial-ökologische Enzyklika ‚Laudato Si“ (2015) und die aktuelle Mahnschrift fordern uns Katholik:innen in besonderer Weise. Auch hier steht die Frage im Raum: Wie wirken wir? Der Papst setzt mit seinem Appell den Maßstab: Laudate Deum – lobt Gott durch klimagerechtes und lebenschützendes Handeln!
Dr. Franz-Josef Klausdeinken, Soest