Papst Leo besucht Getreidefeld: Hier entsteht größte Agri-PV der Welt

Energiebedarf des Vatikanstaats künftig klimaneutral – Hoffnung, die Wurzeln schlägt

Foto: M. Förtsch, unsplash.com

Ein Meilenstein nachhaltiger Schöpfungsverantwortung – im Geist von Laudato si’

Am Fronleichnamstag besuchte Papst Leo XIV. ein unscheinbares Feld im Norden Roms – und setzte damit ein mächtiges Zeichen für die Zukunft. In Santa Maria di Galeria entsteht nicht weniger als die größte Agri-Photovoltaik-Anlage der Welt – mit dem ambitionierten Ziel, den gesamten Energiebedarf des Vatikanstaats künftig klimaneutral zu decken. Der Besuch war keine PR-Geste, sondern eine bewusste spirituelle Verortung: Denn hier, zwischen Getreidehalmen und Sonnenstrahlen, wird die Vision der päpstlichen Umwelt-Enzyklika Laudato si’ greifbar.


Vom Acker zum Aufbruch: Warum dieses Feld Geschichte schreibt

Das Gelände bei Santa Maria di Galeria, rund 25 Kilometer nordwestlich von Rom, ist dem Vatikan seit Jahrzehnten bekannt – es beheimatet die Sendemasten von Radio Vatikan. Doch jetzt soll es noch einen weiteren, zukunftsweisenden Zweck erfüllen: Auf einer Fläche von 424 Hektar entsteht eine innovative Agri-PV-Anlage. Das Prinzip: Landwirtschaftliche Nutzung (z. B. Getreide- oder Gemüseanbau) wird mit der Erzeugung von Solarstrom kombiniert. Solche Anlagen ermöglichen es, fruchtbare Böden doppelt zu nutzen – zur Ernährung und zur nachhaltigen Energiegewinnung.

Laut vatikanischen Angaben soll die geplante Anlage den gesamten Bedarf des Kirchenstaates decken – und das bei vollem Erhalt landwirtschaftlicher Produktion. Das wäre ein weltweit einmaliges Vorhaben in dieser Größenordnung und ein starkes Signal für den globalen Einsatz erneuerbarer Energien.


Laudato si’ wird konkret: Agri-PV als Umsetzung kirchlicher Umweltethik

Die Enzyklika Laudato si’ von Papst Franziskus, erschienen im Jahr 2015, gilt als einer der wichtigsten kirchlichen Texte zur ökologischen Verantwortung. Darin ruft Franziskus zur „Sorge um das gemeinsame Haus“ auf – und verbindet Umweltfragen mit sozialer Gerechtigkeit, globaler Solidarität und einem neuen spirituellen Zugang zur Natur.

Das Agri-PV-Projekt in Santa Maria di Galeria erfüllt zentrale Anliegen dieser Enzyklika:

  • Ganzheitliche Ökologie: Landwirtschaft, Energiegewinnung und technologische Innovation wirken nicht gegeneinander, sondern im Einklang.
  • Schöpfungsverantwortung: Der sorgsame Umgang mit Ressourcen und die Reduktion fossiler Energieträger stehen im Zentrum des Projekts.
  • Soziale Gerechtigkeit: Durch den klimafreundlichen Umbau des Vatikanstaats wird ein Beispiel für andere Länder, insbesondere des globalen Südens, gesetzt.

Mit dem Erlass Fratello Sole hatte Franziskus im Juni 2024 bereits die rechtlichen Grundlagen geschaffen. Nun setzt Leo XIV. diesen Weg konsequent fort – mit einem Besuch, der theologische Tiefe mit politischer Relevanz verbindet.


Ein symbolträchtiger Besuch: Leo XIV. als Brückenbauer

Papst Leo wählte bewusst den Fronleichnamstag für seinen Besuch. Das Hochfest des Leibes Christi erinnert an die Nähe Gottes zur Schöpfung – und an seine Gegenwart in der Welt. Mit seinem Gang über das Feld, vorbei an Halmen und Solarmodulen, schlug Leo eine Brücke zwischen Liturgie und Lebenspraxis. Es ist diese Bodenhaftung, die seinen Pontifikat bisher prägt.

Im Gespräch mit den Mitarbeitenden von Radio Vatikan betonte der Pontifex, dass Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Umwelt untrennbar zusammengehören. Er erinnerte daran, dass der Mensch nicht Herr, sondern Hüter der Schöpfung sei – eine zentrale Botschaft aus Laudato si’.


Ein Modell für die Weltkirche?

Das Projekt in Santa Maria di Galeria könnte zum Modellfall für Diözesen, Orden und kirchliche Einrichtungen weltweit werden. Die Kombination aus biologischer Landwirtschaft und Sonnenenergie zeigt: Nachhaltigkeit braucht keine Kompromisse – sie braucht Vision, Technik und geistige Tiefe.

Papst Leo hat bei seinem Besuch bekräftigt, dass der Vatikan den Weg zur Klimaneutralität ernst nimmt. Mit Agri-PV entsteht nicht nur eine Solaranlage – es wächst ein konkretes Zeichen dafür, dass Kirche Umwelt- und Klimaschutz als Teil ihres Auftrags versteht.


Fazit: Hoffnung, die Wurzeln schlägt

In einer Zeit ökologischer Krisen und politischer Trägheit zeigt der Vatikan: Wandel ist möglich – und er beginnt auf dem Acker. Das Agri-PV-Projekt in Santa Maria di Galeria ist ein Leuchtturmprojekt. Es verkörpert, was Papst Franziskus mit Laudato si’ meinte: eine Umkehr, die nicht nur Denken, sondern auch Handeln verändert.

Papst Leo XIV. hat dieses Projekt gesegnet – und damit nicht nur eine technische Anlage, sondern auch eine Hoffnung, die tief in der Erde wurzelt und sich dem Himmel entgegenstreckt.



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