„Biodeutsch“ Unwort des Jahres 2024

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Ein Kommentar von FJ Klausdeinken

Menschveranchtender Alltagsrassismus

Der Ausdruck „Biodeutsch“ wurde zum Unwort des Jahres 2024 gewählt. Die Jury der sprachkritischen Aktion in Marburg begründete ihre Entscheidung damit, dass der Begriff zunehmend genutzt werde, um Menschen anhand vermeintlich biologischer Abstammungskriterien zu kategorisieren und zu diskriminieren. Dies fördere eine Unterteilung in „echte“ Deutsche und Deutsche zweiter Klasse, was eine Form von Alltagsrassismus darstelle.

Ursprünglich wurde „Biodeutsch“ ironisch-satirisch verwendet, um auf die Absurdität biologischer Nationalitätskonzepte hinzuweisen. So nutzte beispielsweise der Grünen-Politiker Cem Özdemir, Sohn türkischer Einwanderer, den Begriff humorvoll, um Deutsche ohne Migrationshintergrund zu beschreiben. In den letzten Jahren hat sich jedoch eine wörtliche und diskriminierende Nutzung etabliert, die eine naturbezogene Definition von „Deutschsein“ propagiert und somit Menschen mit Migrationsbiografie abwertet.

Die Ironie liegt darin, dass ein ursprünglich satirisch gemeinter Begriff, der auf die Problematik biologistischer Nationalitätsvorstellungen aufmerksam machen sollte, nun selbst in rassistischer Weise verwendet wird. Dies unterstreicht, wie wichtig ein bewusster und reflektierter Sprachgebrauch ist, um Diskriminierung und Ausgrenzung entgegenzuwirken.

Quellen:

Frankfurter Allgemeine Zeitung
Welt

„Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“ (Galater 3,28)

„Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden“ (Matthäus 23,12)