Ist die Kirche noch zu retten?
Im Februar 2022 wurde die Studie „Kirchenaustritte seit 2018: Wege und Anlässe“ veröffentlicht. Die Autorin Petra Ahrens, Mitarbeiterin des Sozialwissenschaftlichen Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland (SI), kommt zu dem Schluss, dass die Glaubwürdigkeit der Kirche und die Relevanz der Botschaften für den Alltag der Menschen Schlüssel für eine gute Kirchenbildung sind.
Laut den Ergebnisse der bundesweiten Repräsentativbefragung sind Kirchenaustritte in der ev. Kirche eher ein schleichender Prozess, der bereits um Jugendalter einsetzt. In der kath. Kirche sind es eher vehemente Reaktionen auf die Themen Kindesmissbrauch, Ablehnung von Homosexuellen und Verschwendung finanzieller Mittel.
https://www.ekd.de/sozial-studie-kirchenaustritt-eher-laengerer-prozess-71987.htm
https://www.nomos-elibrary.de/10.5771/9783748933021.pdf?download_full_pdf=1
… noch zu retten? Ja, mit den richtigen Themen
Die gesellschaftsrelevanten Konflikte müssen schnell und nachhaltig gelöst werden und: Die Kirche muss sich viel stärker den gesellschaftlichen Themen und damit den Menschen zuwenden. „Um die Menschen wieder stärker an die Kirche heranzuführen, bieten sich derzeit vor allem sozial-ökologische Themen, für die sich viele Katholiken [und Protestanten] interessieren, und das soziale Engagement der Kirche an:
- Sozialkaritatives Handeln wird in allen Milieus deutlich als Erwartung an die Kirche formuliert. Gleichzeitig hat die Kirche auch in allen Milieus Rückhalt bei ihrem karitativen Engagement und ihrem Einsatz für den Frieden. Soziale Gerechtigkeit gilt in allen Lebensweiten als ein äußerst interessantes Thema – und als ein Thema, zu dem die Kirche Stellung beziehen sollte. Mit diesem Thema kann die Kirche also punkten, ohne mit starken milieuspezifischen Streuverlusten in der Kommunikation rechnen zu müssen.
- Die Themen Nachhaltigkeit, Umwelt und Klimaschutz werden ebenfalls in den meisten Milieus mehrheitlich als interessant eingestuft und sollten daher stärker aufgegriffen werden (z.B. im Diskurs um die menschliche Verantwortung für die Schöpfung) – hier sind vor allem die modernen Leitmilieus (Performer, Expeditive) und die sozialökologischen Milieus wichtige Kommunikationszielgruppen. Im Vergleich zu den oben genannten sozialen Themen sind allerdings weniger Katholiken der Meinung, dass die Kirche zu ökologischen Themen öffentlich Stellung beziehen sollte. Vor diesem Hintergrund der zweifelsfrei stetig steigenden Relevanz der Bewältigung ökologischer Herausforderungen sind wir der Ansicht, dass die Kirche auch dieses Thema stärker besetzen sollte.“ [MDG Trendmonitor 2021, S. 378; Pressemeldung (url-Link)]
Durch Handeln für die Schöpfung Antworten auf aktuelle Krise geben
Durch lokales Handeln können wir die Botschaft des Evangeliums glaubwürdig in die Gesellschaft tragen, uns als starke, handelnde Gemeinschaft bewähren und überzeugen.
Die Dt. Bischöfe und die EKD fordern uns auf, dem gefährlichen Klimawandel entgegenzuwirken und aus den fossilen Energieträgern auszusteigen. Bistümer, Landeskirchen, Pastorale Räume und Kirchenkreise sollten jede Bemühung um eine „klimaneutrale und nachhaltige Kirchengemeinde“ fördern.
In einem „Gemeinsamen Wort der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland“ werden wir aufgefordert, Migration menschenwürdig zu gestalten und als Lernort des Glaubens und Zusammenleben im Reich Gottes anzunehmen. (mehr lesen). Wir verlieren die Armen und Mittellosen nicht aus dem Blick und treten für die soziale und globale Gerechtigkeit ein (url-Link).
Die Kirchenleitungen fordern uns auf: „Nachhaltige Lebensstile zu praktizieren und fördern“. „Unsere Schöpfungs- und Weltverantwortung äußert sich in einer konsequent nachhaltigen Gestaltung von pastoralem und kirchlichem Leben.“
Wie wollen wir in Zukunft leben? Mit welchen Botschaften können wir uns als Christ:innen in die Debatte um den unvermeidlichen gesellschaftlichen Wandel einbringen? Was sind die „Lernort des Glaubens und was bedeutet Zusammenleben im Reich Gottes“?
Der Krieg in der Ukraine zeigt uns, wie wichtig unser Handeln ist.
Wir versuchen Migration menschenwürdig gestalten, verlieren die Armen und Mittellosen nicht aus dem Blick und treten für die soziale und globale Gerechtigkeit ein. Über eine Reduzierung des Verbrauchs an fossilen Brennstoffen, zum großen Teil aus Russland, verhindern wir eine Finanzierung von Waffen. Durch nachhaltige Lebensstile sorgen wir für eine ökologische Gerechtigkeit (url-Link).
Wir als Kirchengemeinde zeigen uns solidarisch mit den Ukrainer und der Welt und unterstützen durch ein vielfältiges Angebot (url-Link).
Wir als Christ:innen und Kirchen haben gesellschaftsrelevante Botschaften.
Konkretes Handeln für, mit und in der Gesellschaft
Durch konkretes Handeln für, mit und in der Gesellschaft kann die Botschaft des Evangeliums als Mehrwert bei den Menschen erkennbar werden. Die Empfehlungen der DBK im „Trendmonitor zur religiösen Kommunikation 2021“ favorisieren hier die Schöpfungs- und Weltverantwortung. Wir sollten die soziale und ökologische Gerechtigkeit, die Enzyklika Laudato si’ und damit das Zusammenleben im Reich Gottes hier auf Erden, hier im Sozialraum in den Mittelpunkt stellen.
Wir müssen uns unsere Vorstellung vom Paradies zurückerobern! (mehr lesen)