Frieren für den Frieden & Heimaturlaub statt Kerosintote
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Am 25.03. folgten hunderttausende der Einladung der Friday for Future zum Globalen Klimastreik. Auch in Soest gab es eine eindrucksvolle Demo durch die Innenstadt mit einer abschließenden Kundgebung auf dem Petri-Kirchplatz.
Das Plakat eines jungen Schülers bringt es auf den Punkt: „Ich schwänze nicht die Schule sondern kämpfe für die Zukunft“. Berührend auch eine Tochter-Vater-Szene: Emotional aufgewühlt durch die Schilderung über unsere Verantwortung für den Krieg sucht eine ältere Schülerin Trost an der Schulter ihres Vaters. Die Erkenntnis, dass unser Energiehunger mitverantwortlich ist für Leid und Tod, belastet Jung und Alt.
Dass diesmal nicht nur der Ruf nach Klimagerechtigkeit sondern auch nach Frieden erklang, steht für die enge Beziehung zwischen einer gerechten Verteilung der begrenzten Ressourcen und der friedvollen Gestalten einer lebenswerten Welt für alle. Die Forderung nach „People not Profit“ prangert Profitgier und Egozentrismus an. Papst Franziskus formuliert es in seinem apostolischen Schreiben von 2013 in Abschnitt 53 sogar noch deutlicher: „Diese Wirtschaft tötet“.
Richtungweisend ist, dass bundesweit viele Kirchenleitungen zur Beteiligung am Klimastreik aufgerufen haben. Weihbischof Lohmann, der in der Deutschen Bischofskonferenz für Klima- und Umweltfragen zuständig ist, bringt es auf den Punkt:
„Unser Verlangen nach Gas, Öl und Kohle treibt die erbarmungslose Ausbeutung von Mensch und Natur voran, es befeuert Kriege und wird künftig noch mehr Menschen in Leid und Verderben stürzen.“
Und die Präses der Ev. Kirche in Deutschland, A. Kurschus, formuliert:
„Der Klimawandel bedroht das Leben. Es ist höchste Zeit, dass sich etwas ändert. Je stärker wir auf Russlands fossile Energien verzichten, desto mehr gerät Putins Regime unter Druck, damit es endlich den Krieg in der Ukraine beendet.“
Auch wir Christ:innen in Soest können mit einer konsequent nachhaltigen Gestaltung von pastoralem und kirchlichem Leben eine Vorbildfunktion einnehmen.
Durch „Frieren für den Frieden“ (Absenken von Temperaturen in Kirchen und Pfarrheimen) oder „Heimaturlaub statt Kerosintote“ (durch Flugreisen) können wir glaubwürdig Schöpfungs- und Weltverantwortung übernehmen.
Der Schutz des Planeten und aller Geschöpfe ist unser Auftrag.
Die Kirche meldet sich auf dem Domplatz von Paderborn zu Wort
Einer der Redner:innen war Superintendent Volker Neuhoff, der zu dem Thema „Bewahrung der Schöpfung aus der Perspektive der Gesellschaft und Einzelperson“ sprach. Neuhoff machte deutlich, dass die Menschen auf Kosten der Schöpfung lebten und niemand sagen könne: „Ich war’s nicht“. Ein „sozial-ökologischer Wandel“ werde dringend gebraucht: „Der fängt bei mir selbst an“, appellierte der Superintendent und betonte, dass der Wandel weitergehen müsse, auch in der Kirche. Die Evangelische Kirche von Westfalen wolle bis 2024 klimaneutral sein. Das sei ein „riesiges Vorhaben“, das nur gemeinsam und mit Unterstützung zu stemmen sei.
„Wir leben nicht mehr im Paradies. Wir leben auf Kosten dieser Schöpfung. Je gedankenloser und unverfrorener wir das tun, desto teurer sind die Folgen. Sie kosten am Ende die Zukunft. Wir zerstören, was uns Leben geben will.“
„Wie bescheuert ist das denn! Wir holzen mit unseren Einkaufswagen die Regenwälder ab. Wir füllen Pools mit Trinkwasser und lösen durstende Migrationsbewegungen aus. Wir kaufen Schnäppchenkleidung und lassen die Näherinnen am seidenen Faden baumeln. Wir setzen uns unter den elektrischen Heizstrahler auf der Terrasse und ärgern uns über das Atommülllager in unserer Nachbarschaft. Wir fahren mit dem Möchtegernpanzer Brötchen holen oder lassen uns schnell zum Training bringen. Wir grillen das Fleisch zum Kilopreis von 99 Cent und wundern uns über Traktorblockaden. Wir genießen die frische Luft in unserer schönen Region und nörgeln über die Windräder, die von ihr bewegt werden. Wie bescheuert ist das denn! – Ich war’s nicht. Und bei mir kommt der Strom aus der Steckdose.
Doch, ich war’s. Es sind tatsächlich nicht immer die anderen. Selbstkritik ist dran. Es #Reichthaltnicht, wenn ich je und dann klimastreike und andere zum Handeln aufrufe. Die Sätze „Ich bin auch für Klimaschutz“ und „Ich kann doch gar nichts machen“ gehören zum Bullshitbingo.„
„Wir brauchen dringend einen sozial-ökologischen Wandel. Der fängt bei mir selbst an.“
Der komplette Text der Rede als PDF. Es gilt das gesprochene Wort:
Rede Superintendent Neuhoff Klimastreik Paderborn (url-Link)
Impressionen vom Klimastreiks mit Beteiligung der bundesweite C4F (url-Link)