Kommentar von FJ Klausdeinken anlässlich des Weltflüchtlingstags am 20. Juni

Am heutigen Weltflüchtlingstag gedenken wir der Millionen Menschen, die auf der Flucht sind – entwurzelt, entrechtet, oft unsichtbar. Wir erinnern an jene, die auf dem Weg in ein sicheres Leben ihr Zuhause, ihre Würde und nicht selten ihr Leben verloren haben. Bis zu 250 Millionen Menschen könnten bis 2050 betroffen sein, besonders in anfälligen Regionen wie Afrika, Südasien und Pazifikinseln. Klimamigrant*innen haben oft keinen Schutzstatus, was die Herausforderungen erhöht. Internationale Initiativen und Anpassungsstrategien sind notwendig, um diese Probleme zu bewältigen. Ihr Leid mahnt uns zur Verantwortung.
Besonders erschütternd ist die steigende Zahl derjenigen, die durch extreme Wetterereignisse und langfristige Umweltveränderungen gezwungen werden, ihre Heimat zu verlassen. Dürren, Überschwemmungen, ansteigender Meeresspiegel und die fortschreitende Zerstörung ökologischer Lebensgrundlagen sind keine hypothetischen Zukunftsszenarien mehr – sie sind für viele Menschen Realität. Diese „klimabedingten Vertriebenen“ stehen oft ohne rechtlichen Schutz da, obwohl ihr Leid Ausdruck einer globalen Krise ist, die wir mitverursachen.
In seiner Enzyklika Laudato Si’ ruft Papst Franziskus zu einer ökologischen Umkehr auf. Diese Umkehr umfasst auch den Umgang mit jenen, die durch ökologische Ungerechtigkeit an den Rand gedrängt werden. Wenn wir Laudato Si’ leben wollen, heißt das: Wir müssen Migration menschenwürdig gestalten – nicht nur als Herausforderung, sondern als Teil unserer gemeinsamen Verantwortung für Gottes Schöpfung und für jeden Menschen darin.
Das Gemeinsame Wort der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz mit dem Titel „Migration menschenwürdig gestalten“ gibt dazu klare Leitlinien: Es fordert eine Politik, die die Menschenwürde ins Zentrum stellt – unabhängig von Herkunft, Religion oder Grund der Flucht. Es erinnert daran, dass jeder Mensch ein Ebenbild Gottes ist, auch dann, wenn er oder sie als Geflüchtete*r an unsere Türen klopft. Und es mahnt, die Ursachen von Flucht, insbesondere auch die ökologischen, endlich wirksam zu bekämpfen.
LAUDATO SI’ leben heißt: Verantwortung übernehmen – für Mensch und Mitwelt. Es bedeutet, nicht nur die Symptome von Flucht zu lindern, sondern auch die zerstörerischen Mechanismen zu verändern, die Menschen zur Migration zwingen – insbesondere im Globalen Süden. Es heißt, Solidarität zu üben – nicht aus Mitleid, sondern aus Gerechtigkeit.
Am Weltflüchtlingstag sagen wir: Niemand flieht ohne Grund. Und niemand darf vergessen werden.