Mehr Engagement gefordert – auch Kirmes muss Solidarität zeigen

Beitrag von FJ Klausdeinken

Ina Berentzen von den Fridays for Future zeigt uns im Interview vom 22.09. eindrucksvoll auf, warum wir uns jetzt intensiv um Energieeinsparung kümmern müssen. Und die Wissenschaft beweist, dass der Handlungsdruck, die Klimaerwärmung zu verlangsamen, enorm ist. Die Schäden weltweit und vor unserer Haustür sind unübersehbar. Täglich erreichen uns neue Schreckensbilder von Überflutungen, Dürren und Menschen auf der Flucht. Es geht um Solidarität und Klimagerechtigkeit – Energiesparen bedeutet Leben retten.

Die Einschätzung von Ina Berentzen, dass „wir die Stadt doch eher als träge und wenig handlungsbereit“ erleben, bestätigen die Antworten von fünf Politiker:innen auf die Frage „Kirmes – Ja oder Nein“. Unter anderem ist zu lesen: Die Kirmes ist „ein wichtiger Wirtschaftsfaktor“. „Aus Sicht der Schausteller und Betriebe muss die Kirmes stattfinden“. Es ist „Zeit für ausgelassenes Feiern“ um „Abstand von den täglichen Horror-Nachrichten“ zu gewinnen. „Die Kirmes sollte traditionell durchgeführt werden“, „Gas- und Stromsparen [ist] nur notwendig, weil die Preise […] gestiegen sind“. Der Aussagen „Kirmes ja – aber anders“ folgt träge und wenig handlungsbereit „Aber da möchten wir keine Vorgaben machen“.

Lediglich ein Politiker sieht den „dringenden Bedarf für Veränderungen“ und fordert eine ernsthafte Diskussion „wie die Kirmes dann anders als bisher gewohnt durchgeführt“ werden kann. Von Klimaneutralität und Weltverantwortung ist nichts zu lesen. Deshalb ist auch der Appell der Klimagruppen an den Stadtrat, beherzter zu agieren, nachvollziehbar.

Wenn lt. Politik unsere Kirmes „europaweit als Symbol“ für „Gemeinschaft, Solidarität und Kreativität“ wahrgenommen werden soll, dann muss diese auch neue Zeichen und wichtige Impulse setzen. Die EU-Staaten haben sich verpflichtet, ihren Gasverbrauch ab August diesen Jahres um mindestens 15 Prozent zu verringern, z.B. bei der Verstromung von Gas. Auch unsere Kirmes muss Solidarität zeigen und Energie sparen. Wenn wir über einen Stromverbrauch von 216.000 Kilowattstunden für die Kirmes sprechen, dann bedeutet das: es sind mindestens 32.000 kWh einzusparen. Das Ziel, den Stromverbrauch bei max. 185.000 kWh für die Kirmes zu deckeln, ist machbar. Besucher:innen, Schausteller:innen und Händler:innen werden darunter nicht ernsthaft leiden und sehr viele werden Verständnis haben.

Es geht nicht um die Frage: Kirmes Ja oder Nein, sondern: Wie gestalten wir Kirmes nachhaltig, klimagerecht und zukunftsweisend? Ich traue unseren Ratsmitgliedern zu, innovativ und kreativ dieser Herausforderung mit entsprechenden Rahmenbedingungen zu begegnen.

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Interview im Soester Anzeiger vom 22.09.22
Frage der Woche: „Kirmes – Ja oder Nein“, Soester Anzeiger vom 22.09.22