Herzlich willkommen zur neusten Ausgabe. Diese informiert Sie auch über regio-lokale Entwicklungen der sozial-ökologischen Transformationsprozesse aus christlicher Perspektive.
Editorial: Die wachsende Angst vor Krieg: was die Shell Jugendstudie 2024 über die junge Generation verrät
Um zu verstehen, was junge Menschen bewegt, ist es unerlässlich, sie direkt zu fragen. Die Shell Jugendstudie, eine seit 1953 regelmäßig durchgeführte Untersuchung, erfasst alle vier bis fünf Jahre die Einstellungen, Werte und Lebenssituationen der Jugendlichen in Deutschland. Für die Ausgabe 2024 wurden über 2500 Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren durch Interviews und Fragebögen befragt, ergänzt von intensiven Gesprächen mit 20 weiteren jungen Menschen, um ein umfassendes Bild zu erhalten.
Die Angst vor Krieg und Haltung zu geopolitischen Spannungen
Die Studie zeigt eine Generation, die trotz multipler Krisen pragmatisch und zuversichtlich nach vorn schaut, jedoch auch von tiefen Ängsten begleitet wird. Besonders auffällig ist die gestiegene Angst vor einem Krieg in Europa: 81% der Befragten äußern diese Sorge, im Vergleich zu nur 46% im Jahr 2019. Der Ukraine-Konflikt hat das Sicherheitsgefühl dieser Generation tief erschüttert.
Neben der wachsenden Kriegsangst zeigen die Befragten eine differenzierte Haltung zum Ukraine-Konflikt: Zwei Drittel unterstützen die NATO und verurteilen den russischen Angriffskrieg, etwa die Hälfte befürwortet Deutschlands militärische Hilfe für die Ukraine. Auffällig sind regionale Unterschiede: Jugendliche im Osten Deutschlands stehen der militärischen Unterstützung zurückhaltender gegenüber als ihre Altersgenossen im Westen.
Im Hinblick auf den Israel-Gaza-Konflikt ist die Meinung gespalten: Ein Drittel begrüßt Deutschlands Unterstützung für Israel, ein weiteres Drittel lehnt sie ab, und der Rest ist unentschieden. Soziodemografische Faktoren wie Bildung und Migrationshintergrund spielen hierbei eine Rolle: Jugendliche mit niedrigerem Bildungsniveau oder einem arabischen Migrationshintergrund empfinden seltener eine besondere Verantwortung Deutschlands gegenüber Israel.
Politisches Bewusstsein und Demokratie
Parallel zu den Ängsten wächst das politische Interesse der Jugend: 50% bezeichnen sich als politisch interessiert, ein Anstieg im Vergleich zu früheren Jahren. Diese Entwicklung spiegelt die Erkenntnis wider, dass politische Teilhabe entscheidend ist, um Herausforderungen zu begegnen. Trotz allem bleibt das Vertrauen in die Demokratie stabil, mit 75% Zufriedenheit – allerdings gibt es einen Unterschied zwischen West- (77%) und Ostdeutschland (60%).
Pragmatismus und Zukunftsorientierung
In Zeiten der Unsicherheit zeigt sich die Jugend bemerkenswert pragmatisch: Ein sicherer Arbeitsplatz hat für fast alle Jugendlichen hohe Priorität, aber auch das Einkommen und die Aufstiegsmöglichkeiten werden zunehmend wichtig. Die Generation Z setzt auf Resilienz und Realismus, um in einer unbeständigen Welt zu bestehen.
Zukunft in unserer Verantwortung
Die Shell Jugendstudie 2024 skizziert eine Jugend, die sich zwischen Angst vor geopolitischen Krisen und pragmatischem Optimismus bewegt. Politisches Interesse, Vertrauen in die Demokratie und der Wunsch nach Stabilität prägen ihr Bild. Auch die Ergebnisse des 17. Kinder- und Jugendberichts des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bestätigen diese Situation. Die Verantwortung, die wir als Erwachsene gegenüber der jungen Generation tragen, ist also umfassend und vielschichtig.
Was ist zu tun?
Es gilt, politische Bildung und Beteiligung zu fördern, etwa durch ein Wahlalter ab 16 und erweiterte Partizipationsmöglichkeiten. Zukunftsängste müssen ernst genommen und Lösungen für geopolitische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen erarbeitet werden. Gleichzeitig sollten Erwachsene die Resilienz und den Optimismus der Jugendlichen unterstützen und ihnen Werkzeuge zur Krisenbewältigung an die Hand geben. Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit sind voranzutreiben, wobei Jugendliche in Entscheidungsprozesse einzubeziehen sind. Das demokratische System muss durch verantwortungsvolles Handeln und Transparenz gestärkt werden. Schließlich ist es wichtig, echte Mitbestimmung zu ermöglichen, die Perspektiven junger Menschen zu berücksichtigen und Vorurteile abzubauen, um ein differenzierteres Bild der Jugend zu fördern.
Es geht um nichts Geringeres als um die Frage: Welche Welt wollen wir unseren Kindern hinterlassen? Eine Welt der Angst und Resignation oder eine Welt voller Hoffnung, Chancen und Gestaltungsmöglichkeiten? Die Antwort liegt bei uns – hier und jetzt.
Interessieren Sie sich ausführlicher für die Shell- Jugendstudie 2024? Mehr lesen Was steht noch im 17. Kinder- und Jugendbericht? Mehr lesen
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