Predigt am 26. November 2022 in Dom zu Limburg
Die Schriftlesungen dieser Tage sind von einem bestimmten Bewusstsein der frühen Christinnen und Christen geprägt. Was sie persönlich noch mit diesem Jesus erlebt haben oder was ihnen durch andere erzählt wurde, das hat alles verändert. „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe” (Mk 1,15) in ihm. Und sie empfinden ihre eigene Situation und auch die bedrängenden Erfahrungen einer Minderheit am Rand der römischen Gesellschaft als eine Zeit, die insgesamt zu Ende geht. Sich selbst empfinden sie als kleine Gruppe mit einem großen Auftrag für die „letzte Generation“.
Wir dürfen uns das ruhig sehr konkret vorstellen. Das Lebensgefühl der Christinnen und Christen, für die die Offenbarung des Johannes oder das Lukasevangelium geschrieben worden sind, ähnelt dem der Bewegung heute, die uns irritiert und manches Kopfzerbrechen bereitet. Die überwiegend jungen Leute verstehen sich angesichts drohender Kipppunkte als „letzte Generation“, die noch in der Lage ist, einen Klimakollaps aufzuhalten. Das erklärte Ziel dieses Bündnisses von Aktivisten aus der Umweltschutzbewegung lautet: Mit Mitteln zivilen Ungehorsams wollen sie Maßnahmen der Regierung gegen die Klimakrise erzwingen. Es dulde keinen Aufschub mehr. Man kann zu diesen Leuten und ihren Aktionen stehen, wie man will, aber irgendwie wurden sie aus der Lethargie geweckt, die noch viel zu viele von uns entspannt in die Zukunft blicken lässt.
Den gesamten Predigttext lesen auf bistumlimburg.de (pdf, url-Link)
Das Lebensgefühl dieser Aktivisten ähnele dem der frühen Christen in der Urkirche, die sich als „letzte Generation“ vor dem Anbruch des Reiches Gottes verstanden hätten: Bischof Bätzing sieht dennoch Unterschiede. Weiterlesen auf katholisch.de (url-Link)
SOLIDARiTÄTSBEKUNDUNG
anlässlich der Debatte um die Haltung der Evangelischen Kirche zu Klimaprotesten
Bei der EKD-Synode in Magdeburg hat am 8. November die Sprecherin von „Die letzte
Generation“, Aimée van Baalen, aus aktuellem Anlass ein Impulsreferat zum
Themenkomplex „Evangelische Kirche(n) auf dem Weg zur Klimaneutralität 2035“ gehalten.
Das Referat erhielt großen Applaus des Plenums. Am Rande der Synode hat die Präses,
Anna-Nicole Heinrich, Verständnis gegenüber dem „Antrieb und der großen Angst“ geäußert
sowie dafür, dass alle Anstrengungen für Klimaschutz unternommen werden müssten. (epd
Wochenspiegel, 21.11.)
Im Deutschen Bundestag kritisierte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt eine
„Solidarisierung“ mit „Die letzte Generation“ durch Anna-Nicole Heinrich. Kontext dieser Kritik
waren auch seine Forderungen nach härteren Strafen gegen Straßenblockaden sowie die
bayerische Anwendung von Präventivhaft, eine Anti-Terror-Maßnahme, auf
Klimaschützer:innen. Dies wurde von Anna-Nicole Heinrich im Umfeld der Synode
abgelehnt.
Der Evangelische Arbeitskreis der CDU Nordrhein-Westfalen hat daraufhin eine Petition
verfasst, in der der Synoden-Präses vorgeworfen wird, „Straßenblockaden als legitimes
Mittel des zivilen Widerstandes bezeichnet“ zu haben. Berichtet wurde über die geplante
Petition in verschiedenen Medien, u.a. durch DIE WELT am 14.11.22. Eine
Unterschriftensammlung wurde später wieder verworfen.
Katholische Theolog:innen starteten dagegen einen Aufruf, Aktionen des zivilen
Ungehorsams gegen die Klimakrise aus christlicher Perspektive zu unterstützen.
Wir bekunden unsere Solidarität mit den Beschlüssen der 13. EKD-Synode und Präses
Anna-Nicole Heinrich in dieser Angelegenheit und wünschen uns, dass unsere Kirche eine
glaubwürdige gesellschaftliche Akteurin auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität ist.
Mit freundlichen Grüßen
des Ökumenisches Bündnisses Churches for Future, Ortsgruppe Hamburg
Die vollständige SOLIDARiTÄTSBEKUNDUNG lesen (pdf, url-Link)