zur Besetzung des Ruhrgebiets vor 100 Jahren
1923 skalierte der Streit über die Reparationszahlungen
Am 11. Januar 1923 marschieren rund 60 000 französische und belgische Soldaten ins Ruhrgebiet ein. Sie sollten die die Reparationsabgaben überwachen. Als die Truppen einmarschierten, ist in Deutschland die Empörung groß. Beamte und Arbeiter gehorchen den Anweisungen der Besatzer nicht. Am 19. Januar ruft die Reichsregierung Behörden und Unternehmen zum passiven Widerstand aufruft. Ein Generalstreik wurde als nationale Aufgabe wahrgenommen und bringt die Reparationsleistungen fast zum Erliegen.
Die belgische und französische Soldaten beschlagnahmen daraufhin Firmen- und Behördenkassen und weisen 180 000 Menschen aus dem Besatzungsgebiet aus. Der Streit eskaliert. Neben dem passiven Widerstand gibt es auch gegen den Willen der Reichsregierung aktiven Widerstand, vor allem von rechts. Fast 140 Menschen sterben durch die Gewalt der Besetzer.
Reichsregierung bezahlt streikende Arbeiter
Weil die Reichsregierung die streikenden Arbeiter bezahlt, bringt das Deutschland an den Rand des wirtschaftlichen Zusammenbruchs. Ende August 1923 erklärt Reichskanzler Gustav Stresemann (DVP) das Ende des passiven Widerstands.
Auch Frankreich und Belgien schadet sich mit der Politik der Konfrontation. Die ausbleibenden Reparationen führen zu enormen wirtschaftliche Probleme. Die anderen Alliierten drängten darauf, die Reparationsfrage anders zu lösen. Der US-Bankier Charles Dawes entwickelte den nach ihm benannte Dawes-Plan.
Die Politik der militärischen Stärke wird zur Schwäche
Die Ruhrbesetzung war der spektakuläre Höhepunkt eines Streits um die Höhe und die Art der Reparationszahlungen, die im laut Versailler Friedensvertrag festgelegt waren. Deutschland wollte nachverhandeln. Frankreich und Belgien – beide im Krieg stark zerstört – mutmaßten, Deutschland wolle sich seiner Verantwortung entziehen. Am Ende gab es viele Verlierer.
August 1924 verlassen die letzten französischen und belgischen Besatzer das Ruhrgebiet. Für die Weimarer Republik beginnt eine stabilere, prosperierender Zeit: die Zeit der „Goldenen Zwanziger“.