Wie enden Kriege? Für gerechten Frieden sorgen!

Ein Kommentar von FJ Klausdeinken

Aus Gottes Frieden leben und für gerechten Frieden sorgen

Frieden ist ein zentraler Begriff in vielen Religionen und Philosophien und wird oft als das höchste Gut der menschlichen Existenz angesehen. Besonders im christlichen Glauben ist der Friede ein zentraler Bestandteil der Botschaft Jesu und ein wesentlicher Aspekt des göttlichen Willens. In diesem Zusammenhang verstehen Christen Frieden nicht nur als Abwesenheit von Krieg und Gewalt, sondern auch als eine tiefere, spirituelle Dimension, die das persönliche Leben und das gesellschaftliche Miteinander prägt. Der Friede Gottes ist dabei nicht einfach ein passiver Zustand, sondern ein aktiver Auftrag: „Aus Gottes Frieden leben – für gerechten Frieden sorgen.“

Der Friede Gottes als Grundlage des Lebens

Der christliche Frieden beginnt mit der Erfahrung von Gottes Frieden. In der Bibel finden wir immer wieder die Einladung, in den Frieden Gottes einzutreten und aus diesem Frieden zu leben. Ein markanter Vers ist der, den Jesus selbst spricht: „Mein Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch“ (Johannes 14,27). Diese Worte Jesu weisen auf einen Frieden hin, der jenseits menschlicher Vorstellungen von Harmonie und Ruhe liegt. Es ist ein Frieden, der das Herz des Einzelnen heiligt und ihn mit Gott und mit sich selbst versöhnt.

Dieser Friede ist nicht nur ein innerer Zustand der Ruhe, sondern auch ein Werkzeug der Heilung. Wer in Gottes Frieden lebt, ist eingeladen, diese Heilung und Versöhnung auch in die Welt zu tragen. Frieden ist demnach nicht nur ein Geschenk Gottes, sondern auch eine Verantwortung, die der Gläubige im Leben umsetzen soll.

Frieden als aktiver Prozess

Der Frieden, den Gott schenkt, ist kein statischer Zustand, sondern ein dynamischer Prozess. Die Bibel spricht von einem „Friedensapostolat“ (2. Korinther 5,18-20), das jedem Christen anvertraut ist. Dieser Prozess umfasst nicht nur das eigene Leben, sondern auch das Leben in der Gemeinschaft und in der Welt. Die Kirche, als „Zeugin des Friedens“, hat die Aufgabe, den Friedensgedanken in der Welt zu verbreiten und aktiv für einen gerechten Frieden zu sorgen.

Gerechter Frieden bedeutet dabei mehr als das bloße Fehlen von Konflikten. Es geht um ein umfassendes, ganzheitliches Verständnis von Gerechtigkeit, das die Würde jedes Menschen achtet und fördert. Gerechter Frieden fordert, dass die sozialen, ökonomischen und politischen Bedingungen geschaffen werden, die es allen Menschen ermöglichen, in Freiheit, Sicherheit und Wohlstand zu leben. Frieden wird dann nicht nur als Ideal, sondern als ein praktisches Ziel verstanden, das durch konkrete Maßnahmen und das Eintreten für die Rechte der Schwachen und Benachteiligten erreicht werden muss.

Der Glaube als Quelle des Handelns

Wer aus Gottes Frieden lebt, ist aufgerufen, sich aktiv für den Frieden in der Welt einzusetzen. Die christliche Vorstellung von „gerechtem Frieden“ ist eng verbunden mit der Aufforderung zur Nächstenliebe und zum aktiven Eintreten für Gerechtigkeit. Frieden kann nur dann gedeihen, wenn die Ursachen von Unfrieden – wie Armut, Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Gewalt – angegangen werden.

Dies zeigt sich zum Beispiel in der Rolle der Kirche in Konfliktregionen. Häufig sind es christliche Organisationen, die sich um die Bedürfnisse von Flüchtlingen und Vertriebenen kümmern, die für Verhandlungen und Versöhnung eintreten und denen es ein Anliegen ist, die Stimme derjenigen zu stärken, die in Kriegen und Krisen überhört werden.

Der „gerechte Frieden“ fordert auch, dass wir als Individuen in einer ungerechten Welt mit unseren persönlichen Ressourcen und Entscheidungen Verantwortung übernehmen. Es bedeutet, dass wir uns für soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz und Menschenrechte einsetzen und uns in unserem täglichen Leben für eine Welt engagieren, in der der Frieden nicht nur gewahrt, sondern auch aktiv gestaltet wird.

Die Herausforderung des Friedens

Die Herausforderung, für gerechten Frieden zu sorgen, ist groß. In einer Welt voller Konflikte, Kriege und Ungerechtigkeiten scheint es oft, als ob echter Frieden unerreichbar ist. Doch der christliche Glaube bietet hier eine Perspektive des Hoffens und Handelns. Der Glaube an den „Friedensfürst“ (Jesaja 9,6) und an die Verheißung von Gottes Reich, in dem Frieden herrscht, motiviert Christen dazu, niemals aufzugeben und für eine bessere Welt zu kämpfen.

Der Weg zu einem gerechten Frieden mag lang und schwierig sein, aber die christliche Hoffnung ist unerschütterlich. Der Friede, den Jesus gebracht hat, ist ein Friede, der in den Herzen der Menschen beginnt und sich dann in die Welt ausbreitet. Dieser Friede ist nicht nur eine persönliche Erfahrung, sondern auch eine öffentliche Herausforderung.

Fazit: Frieden als Geschenk und Verantwortung

„Aus Gottes Frieden leben – für gerechten Frieden sorgen“ ist eine Einladung, nicht nur den inneren Frieden Gottes zu empfangen, sondern auch aktiv dazu beizutragen, dass dieser Frieden in der Welt Wirklichkeit wird. Dieser Frieden ist mehr als das Gegenteil von Krieg; er ist die aktive und gerechte Ordnung des Lebens, die es den Menschen ermöglicht, in Freiheit und Liebe miteinander zu leben. Wer in diesem Frieden lebt, trägt Verantwortung für das Wohlergehen anderer und wird zu einem Friedensapostel, der das Evangelium von Gottes Friedensreich in die Welt trägt.

Der Weg zum Frieden ist nicht immer einfach, aber er ist der Weg des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung. Wer aus Gottes Frieden lebt, wird zu einem Werkzeug des Friedens, das zur Gerechtigkeit und zum Wohl aller Menschen beiträgt – für einen gerechten Frieden in der Welt.

Wie enden Kriege? Siebter digitaler Studientag der Evangelischen Akademien zur Friedensethik am 29. Oktober 2024

Mehr Diplomatie wagen! Friedensverhandlungen jetzt! Mehr Diplomatie statt mehr Waffen! – Solche oder ähnliche Forderungen kann man in Zeitungen, auf Demo-Plakaten, aber auch in Talkshows hören und sehen. Nicht zuletzt radikale Parteien der Rechten und der Linken inszenieren sich als Friedensparteien und fordern ein Ende der Sanktionen gegen Russland und/oder das Ende militärischer Unterstützung der Ukraine. So wird ein vermeintlicher Gegensatz zwischen (mangelnder) Diplomatie und Waffenlieferungen konstruiert.

Aber stimmt das? Muss man das eine lassen, um das andere zu befördern? Was macht ein Ende von Kriegen wahrscheinlicher? Welche Art Frieden ist für die Ukraine denkbar? Wie kann man einem gerechten Frieden den Weg bereiten? Und welche Funktion haben eigentlich Friedensgipfel, wenn die angreifende Partei gar nicht Teil desselben ist? Diese und andere Fragen wollen wir beim siebten digitalen Studientag der Evangelischen Akademien zur Friedensethik mit Expert:innen aus Politik, Wissenschaft und Kirche diskutieren.

Die Tagung ist auf YouTube noch einmal anzuschauen (url-Link)

Aus Gottes Frieden leben – für gerechten Frieden sorgen

Eine Denkschrift des Rates der EKD, 2007

Für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) bildet der Friede von Anfang an ein herausragendes Thema öffentlicher Verantwortung. Die Erschütterung über die Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs, Beginn und Verlauf des Ost-West-Konflikts, die Auseinandersetzungen über Wiederbewaffnung und allgemeine Wehrpflicht, die wechselseitige Abschreckung mit atomaren Waffen und die wachsende Aufmerksamkeit für den Nord-Süd-Konflikt – all das waren wichtige Gegenstände kirchlicher Urteilsbildung. Zum Teil stellten sie die kirchliche Einheit auf harte Proben, wie insbesondere die Debatte über die Atomwaffen in den ausgehenden fünfziger Jahren und dann noch einmal in den frühen achtziger Jahren zeigte. Die Arbeit an diesen Themen führte zu kirchlichen Friedensbeiträgen von bleibender Bedeutung; aus ihnen ragt nach wie vor die »Ost-Denkschrift« der EKD von 1965 mit ihrer Ermutigung zu Schritten der Versöhnung heraus. Die auf diesem Weg gewonnenen Einsichten wurden 1981 in der Denkschrift »Frieden wahren, fördern und erneuern« zusammenfassend festgehalten. In den Kirchen der DDR hat sich die friedensethische Urteilsbildung besonders in der Friedensdekade, in der großen Wirksamkeit des Zeichens »Schwerter zu Pflugscharen« und in der beherzten Absage an Geist, Logik und Praxis der Abschreckung Ausdruck verschafft.

Weiterlesen auf www.ekd.de (url-Link)

Erklärung über den Weg des gerechten Friedens

Der gerechte Friede ist ein Weg, der ausgerichtet ist auf Gottes Heilsplan für die Menschheit und die ganze Schöpfung. Er wurzelt im Selbstverständnis der Kirchen, in der Hoffnung auf spirituelle Transformation und dem Aufruf, nach Gerechtigkeit und Frieden für alle zu streben. Es ist eine Reise, zu der wir alle eingeladen sind, um mit unserem Leben Zeugnis abzulegen.

Alle, die nach gerechtem Frieden streben, streben nach dem Gemeinwohl. Auf dem Weg des gerechten Friedens können verschiedene Disziplinen Gemeinsamkeiten entdecken, gegensätzliche Weltanschauungen sich ergänzende Handlungsweisen erkennen und eine Religion sich grundsätzlich solidarisch mit einer anderen zeigen.

Soziale Gerechtigkeit tritt Privilegierungen entgegen, wirtschaftliche Gerechtigkeit dem Reichtum, ökologische Gerechtigkeit dem Konsum und politische Gerechtigkeit Macht an sich. Gnade, Vergebung und Versöhnung werden zu einer Erfahrung, die alle Menschen gemeinsam machen. Der Geist, die Berufung und der Prozess des Friedens werden verwandelt.

Weiterlesen auf www.oikoumene.org (url-Link)

Download der Erklärung (pdf)

Gerechter Friede

Das Bischöfliche Wort „Gerechter Friede“ vom 27.09.2000 ist das Grundlagendokument, die „Magna Charta“ der katholischen Friedensethik in Deutschland. Hatte das Vorgängerdokument „Gerechtigkeit schafft Frieden“ (1983) die Friedensgefährdung in der Epoche des „Kalten Krieges“ zum Thema, geht es im „Gerechten Frieden“ um die Herausforderungen nach dem Zusammenbruch des Kommunismus. Gleichsam als roter Faden ziehen sich die Fragen nach der Entstehung, den Auswirkungen und der Überwindung von Gewalt durch den Text. Breiten Raum nimmt dabei das biblische Fundament der christlichen Friedenslehre ein. Das Bischofswort beschreibt sodann die „Elemente innerstaatlicher und internationaler Friedensfähigkeit“, um in einem dritten Teil die „Aufgaben die Kirche“ zu umreißen.

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Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz. – 4. Aufl. – Bonn 2013. – 168 S.(Download pdf)

Schöpfungsverantwortung als Querschnittsthema denken

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