Das Stichwort „Klima“ erzeugt viele Assoziationen. Die Erderwärmung ist eine davon, beschreibt aber nur ein Teilproblem und ist eingebettet in das Hauptthema Klimawandel. Verursacher ist der Mensch, der mit der Industrialisierung (u.a. Massenfertigung) extrem in die „Natur“ (Ökologie) eingegriffen und das Gleichgewicht gestört hat.
Aber das Thema ist noch umfassender zu denken. Auch viele Menschen leben unter bedrohlichen (sozio-ökonomischen) Umständen und werden durch den Klimawandel zusätzlich belastet.
Menschliche Entwicklung und Bedürfnisbefriedigung muss sich in der Konsequenz innerhalb der ökologische und soziale Nachhaltigkeitsgrenzen bewegen. Nur so kann langfristige ein sicherer und gerechter Raum für die Menschheit gewährleistet werden.

Ein Blick in die Bibel (Genesis) zeigt, dass es letztendlich um die „Mit-Welt“, die Schöpfung geht:
DIE SCHÖPFUNG, die Gott den Menschen anvertraut hat mit dem Auftrag, diese zu pflegen und zu bewahren.
Und das Glaubensbekenntnis erinnert uns gleich zu Anfang „an Gott, den Vater, den Allmächtigen, der Schöpfer des Himmels und der Erde …“

Der Missbrauch der Schöpfung

Wir müssen den Blick weiten. Es geht um viel mehr, als nur um eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes. Es geht um einen tiefgreifenden, sozial-ökologischen Wandel, um unseren Planeten lebenswert zu erhalten. „Wir haben die ‚Wegwerfkultur‘ eingeführt, die sogar gefördert wird.“ „Als Folge dieser Situation sehen sich große Massen der Bevölkerung ausgeschlossen und an den Rand gedrängt: ohne Arbeit, ohne Aussichten, ohne Ausweg.“ „Diese Wirtschaft tötet“ [EVANGELII GAUDIUM, Papst Franziskus, 2013]3) „Die Ressourcen der Erde werden auch geplündert durch ein Verständnis der Wirtschaft und der kommerziellen und produktiven Tätigkeit, das ausschließlich das unmittelbare Ergebnis im Auge hat.“ „Unseretwegen können bereits Tausende Arten nicht mehr mit ihrer Existenz Gott verherrlichen, noch uns ihre Botschaft vermitteln. Dazu haben wir kein Recht.“ [Enzyklika LAUDATO SI’, Papst Franziskus, 2015] 4)

Es geht um eine weltweite Klimagerechtigkeit. Es geht um die Art, wie wir Leben und miteinander umgehen und wie wir die „Mit-Welt“ in unsere Entscheidung einbeziehen. Aus den „Zehn Thesen zum Klimaschutz“ der DBK (2019)2) lassen sich folgende Schwerpunkte für die Arbeit vor Ort ableiten:

  • Glaubhaft, zielorientiert und konsequent die Klimaziele umsetzen, den richtigen Rahmen schaffen, die Vorbildfunktion der Kirche ernst nehmen und eine Vorreiterrolle einnehmen.
  • Dem gefährlichen Klimawandel entgegenwirken und aus den fossilen Energieträgern aussteigen
  • Verbraucher und Erzeuger einbinden und nachhaltige Lebensstile praktizieren und fördern

2)  Zehn Thesen zum Klimaschutz, Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen Nr. 48, 2019; Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Download (pdf 0,63 MB)

3)  Auszug aus dem Apostolisches Schreiben EVANGELII GAUDIUM des Heiligen Vaters Papst Franziskus (2013)
53. Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung53. Ebenso wie das Gebot „du sollst nicht töten“ eine deutliche Grenze setzt, um den Wert des menschlichen Lebens zu sichern, müssen wir heute ein „Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung und der Disparität der Einkommen“ sagen. Diese Wirtschaft tötet. Es ist unglaublich, dass es kein Aufsehen erregt, wenn ein alter Mann, der gezwungen ist, auf der Straße zu leben, erfriert, während eine Baisse um zwei Punkte in der Börse Schlagzeilen macht. Das ist Ausschließung. Es ist nicht mehr zu tolerieren, dass Nahrungsmittel weggeworfen werden, während es Menschen gibt, die Hunger leiden. Das ist soziale Ungleichheit. Heute spielt sich alles nach den Kriterien der Konkurrenzfähigkeit und nach dem Gesetz des Stärkeren ab, wo der Mächtigere den Schwächeren zunichte macht. Als Folge dieser Situation sehen sich große Massen der Bevölkerung ausgeschlossen und an den Rand gedrängt: ohne Arbeit, ohne Aussichten, ohne Ausweg. Der Mensch an sich wird wie ein Konsumgut betrachtet, das man gebrauchen und dann wegwerfen kann. Wir haben die „Wegwerfkultur“ eingeführt, die sogar gefördert wird. Es geht nicht mehr einfach um das Phänomen der Ausbeutung und der Unterdrückung, sondern um etwas Neues: Mit der Ausschließung ist die Zugehörigkeit zu der Gesellschaft, in der man lebt, an ihrer Wurzel getroffen, denn durch sie befindet man sich nicht in der Unterschicht, am Rande oder gehört zu den Machtlosen, sondern man steht draußen. Die Ausgeschlossenen sind nicht „Ausgebeutete“, sondern Müll, „Abfall“.

Download des Apostolisches Schreiben EVANGELII GAUDIUM (pdf, url-Link)

4)  Auszug aus der Enzyklika LAUDATO SI’ von Papst Franziskus über die Sorge für das gemeinsame Haus (2015)
III. DER VERLUST DER BIOLOGISCHEN VIELFALT
32. Die Ressourcen der Erde werden auch geplündert durch ein Verständnis der Wirtschaft und der kommerziellen und produktiven Tätigkeit, das ausschließlich das unmittelbare Ergebnis im Auge hat. Der Verlust von Wildnissen und Wäldern bringt zugleich den Verlust von Arten mit sich, die in Zukunft äußerst wichtige Ressourcen darstellen könnten, nicht nur für die Ernährung, sondern auch für die Heilung von Krankheiten und für vielfältige Dienste. Die verschiedenen Arten enthalten Gene, die Ressourcen mit einer Schlüsselfunktion sein können, um in der Zukunft irgendeinem menschlichen Bedürfnis abzuhelfen oder um irgendein Umweltproblem zu lösen.
33. Doch es genügt nicht, an die verschiedenen Arten nur als eventuelle nutzbare „Ressourcen“ zu denken und zu vergessen, dass sie einen Eigenwert besitzen. Jedes Jahr verschwinden Tausende Pflanzen- und Tierarten, die wir nicht mehr kennen können, die unsere Kinder nicht mehr sehen können, verloren für immer. Die weitaus größte Mehrheit stirbt aus Gründen aus, die mit irgendeinem menschlichen Tun zusammenhängen. Unseretwegen können bereits Tausende Arten nicht mehr mit ihrer Existenz Gott verherrlichen, noch uns ihre Botschaft vermitteln. Dazu haben wir kein Recht.

Download der Enzyklika LAUDATO SI’ von Papst Franziskus (pdf, url-Link)


Den Missbrauch der Schöpfung stoppen

Der Missbrauch von „Mutter Erde“ durch Überforderung und Ausbeutung

Wichtige Warnsignale:

  • Rückgang der Artenvielfalt
  • Veränderung des Klimas und Reduzierung der Waldflächen
  • Süßwassernutzung und Versauerung der Meere

Ein Kreis von etwa 30 internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern um Johan Rockström vom Stockholm Resilience Centre publizierte im Jahr 2009 den Fachartikel „A safe ope-rating space for humanity“ und formulierte darin für neun zentrale natürliche Systeme und Prozesse „planetare Belastbarkeitsgrenzen“. Die Definition ökologischer Belastbarkeitsgrenzen basiert dabei einerseits auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, andererseits auf der Anwendung des Vorsorgeprinzips.

Weitere Details BMUV [url-Link]

8 der bekannten planetare Grenzen sind bereits überschritten: z.B. Klimawandel: CO2-Konzentration max. 350 ppm, Ist-Wert 405 ppm; Biosphäre: Aussterberate max. 10 E/MSY, Ist-Wert 100–1000 E/MSY; ursprünglichen Waldfläche: min. 75 %, Ist-Wert 62 %; Stickstoffkreislauf: biologische Bindung max. 62 Tg, Ist-Wert 150–180 Tg. [weitere Details Wikipedia url-Link]

Die planetaren Grenzen sollen einen „sicheren Handlungsspielraum“ für menschliche Handlungen auf der Erde festlegen. Bestimmte Schwellwerte dürfen dabei nicht über- oder unterschritten werden, um die Resilienz der Erde als System nicht zu gefährden. Bei einigen Prozessen gibt es Kippelemente im Erdsystem, bei denen ein Überschreiten abrupte und unumkehrbare Veränderungen hervorrufen würde. Die planetaren Grenzen sind so definiert, dass nach derzeitigem Wissensstand nur eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit besteht, Kipppunkte zu überschreiten bzw. die Widerstandsfähigkeit des Erdsystems zu überlasten. An den „sicheren Handlungsspielraum“ schließt eine „Zone der Unsicherheit“ an, weil erstens die Grenzwerte aufgrund der komplexen Zusammenhänge nicht exakt bestimmt werden können und zweitens der Menschheit vor dem Erreichen einer planetaren Grenze noch Zeit zum Handeln bleiben soll. Zudem muss die Trägheit bestimmter Erdsystemprozesse (z. B. des Klimasystems) berücksichtigt werden, bei denen Änderungen Zeit benötigen, um wirksam zu werden. Es folgt die „gefährliche Zone“, in der eine hohe Wahrscheinlichkeit für die Beeinträchtigung des Erdsystems besteht. Die Überschreitung einer planetaren Grenze bedeutet somit nicht, dass als Konsequenz das Erdsystem beeinträchtigt wird, jedoch nimmt das Risiko mit dem Grad der Überschreitung der Grenze zu. [Quelle: Wikipedia url-Link]

UPDATE 13.09.2023 – Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) e. V.
Zum ersten Mal hat ein internationales Forschungsteam alle neun planetaren Belastungsgrenzen quantifiziert, welche zusammen einen sicheren Handlungsraum für die Menschheit definieren. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geben damit einen detaillierten Überblick über die schwindende Widerstandsfähigkeit unseres Planeten. Globale Erwärmung, Biosphäre, Entwaldung, Schadstoffe / Plastik, Stickstoffkreisläufe und Süßwasser: Sechs von neun der planetaren Grenzen sind heute überschritten. Gleichzeitig wächst der Druck globaler Prozesse auf diese Grenzen weiter. Dies zeigt eine neue Studie, die in der Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht wird. [url-Link]

Die Misshandlung von Menschen durch sozialen und gesellschaftlichen Mangel

Apfelsamen, CC BY-SA 4.0

Das Donut-Modell
Im Jahr 2012 veröffentlichte die Wirtschaftswissenschaftlerin und Oxfam-Mitarbeiterin Kate Raworth einen Diskussionsbeitrag, in dem sie die Beschränkung der planetaren Grenzen auf ökologische Dimensionen kritisierte. Als Erweiterung zur klassischen Darstellung der planetaren Grenzen schlug sie einen innen geöffneten Kreis vor, der an einen Donut erinnert. Nach innen zeigt das Modell den Mangel an sozialen und gesellschaftlichen Grundlagen, nach außen weiterhin die ökologischen Grenzen auf Basis von Steffen und Rockström. Die Kernaussage von Raworth zu ihrem Modell ist, dass es das Ziel der Menschheit sein müsse „innerhalb des Donuts“ zu leben. Im Jahr 2018 veröffentlichte sie ihr Buch „Die Donut-Ökonomie“, in dem die wichtigsten sozialen Fundamente quantifiziert werden. [weitere Details Wikipedia url-Link]
Donut-Ökonomie (url-Link)

Es herrscht großer sozialer und gesellschaftlicher Mangel auf der Welt: z.B. Unterernährte Bevölkerung 11%; Bevölkerung ohne Zugang zu Trinkwasser 9%; Bevölkerung ohne Zugang zu sanitären Anlagen 32%; Ländern mit hoher Kindersterblichkeitsrate 46%; Ländern mit hoher Mordrate 13%; Analphabeten 15%; [weitere Details Wikipedia url-Link]


Teilziel: Erderwärmung stoppen

In 5 Grad zur Apokalypse – Was die Klimakatastrophe für uns Menschen bedeutet

Quelle: Klimakatastrophe: In 5 Grad zur Apokalypse, www.moment.at, 2019 (url Link)
Die Grafik erschien im englischen Original bei Gregor Aisch. Dort findet man auch Links zu allen Quellen und Belegen für die Grafik.

Die Folgen der von uns verursachten Klimakatastrophe kann man sich – obwohl reale Gefahr – kaum vorstellen. Auf einer überhitzten Erde hat eben noch nie wer gelebt. Tausende WissenschaftlerInnen, hunderte Studien – und wir haben immer noch kein Bild von der Katastrophe in die wir immer schneller schlittern. Die Grafik zeigt anschaulich, was jeder zusätzliche Grad Erderhitzung mit sich bringt. Jedes zusätzliche Zehntelgrad hat schwerwiegende Konsequenzen: Hitzewellen, Dürrekatastrophen, Lebensmittelknappheit, Kriege.

Dem neuesten IPCC-Bericht zufolge könnten trotz Anpassung Ende des Jahrhunderts etwa neun Million Menschen pro Jahr an den Folgen des Klimawandels sterben. Und zigtausende von Tier- und Pflanzenarten werden pro Jahr aussterben.

Das beunruhigt? Muss es auch.
Wir sind die letzte Generation, die noch dafür sorgen kann, dass dieser Planet bewohnbar bleibt!


Klimastreifen

Die Klimastreifen, im Original Warming Stripes (engl. Erwärmungsstreifen), sind eine Visualisierung wissenschaftlicher Daten des Klimatologen Ed Hawkins, die eine Reihe farbiger, chronologisch angeordneter Streifen verwendet, um langfristige Temperaturverläufe sichtbar zu machen. Die Klimastreifen verwenden einen „minimalistischen“ Stil, der nur Farbstreifen optisch darstellt, auf ablenkende Details verzichtet, um Nichtwissenschaftlern ein intuitives Verständnis der Globalen Erwärmung zu vermitteln.
Quelle: Klimastreifen, Wikipedia, 2021 (url-Link)

Klimastreifen für die Nord- und die Südhalbkugel (1880 bis 2018; Norden oben); Von RCraig09 – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=80804988
Klimastreifen für NRW
Klimastreifen für Nordrhein-Westfalen (1880 bis 2018); Data: Berkeley Earth, NOAA, UK Met Office, MeteoSwiss, DWD, SMHI, UoR, Meteo France & ZAMG; https://showyourstripes.info/


Teilziel: Kipp-Elemente nicht zum Kippen bringen

Kipp-Elemente sind Teile des Erdsystems, welche ab einem bestimmten Zustand, dem Kipp-Punkt, eine stark veränderte Wirkung haben, z. B. auf das Erdklima. Dies kann zu unumkehrbaren Zuständen führen. Unter Umständen kann ein Kipp-Element so viel Erderwärmung verursachen, dass ein weiteres Kipp-Element ausgelöst wird.

Viele verzahnte Elemente und Ökosysteme werden sich dramatisch verändern. Bereits deutlich sichtbar sind aktuell: Absterben von Korallenriffen, Trockenheit in der Sahelzone, Abschmelzen der Alpengletscher und des Grönland Eisschilds. Aber es gibt weitere sich spürbar verändernde Kipp-Elemente: Jetstreams, Auftauen des Permafrosts in Russland).
Quelle: Abbildungen und weiteführende Informationen: S4F-Klima Kipp-Punkte – Fortgeschrittene (pdf, 4,5 MB, url-Link); Factsheet Klimawandel: Ursachen, Folgen und Handlungsmöglichkeiten, Leopoldina 2021 (pdf, 12 MB, url-Link)

https://cc4f-soest.org/klimawandel-und-gerechtigkeit/


Erklärvideo der ZEIT verschafft einen Überblick

Quelle: Die ZEIT vom 06.09.21 Fachmagazine veröffentlichen Appell für mehr Klimaschutz (url-Link)
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herausgegeben von: Deutsches Klima-Konsortium, Deutsche Meteorologische Gesellschaft, Deutscher Wetterdienst, Extremwetterkongress Hamburg, Helmholtz-Klima-Initiative, klimafakten.de [Download der pdf Broschüre (29 Seiten)]


— Umdenken —
unser Handeln ist gefragt


Wir haben die Wahl! – Jede:r von uns ist gefordert, den Lebensstil so zu verändern, das der persönliche CO2-Ausstoß und der Ressourcenverbrauch sehr deutlich reduziert wird. Erhören wir den Schrei der Armen, Unterdrückten und den von „Mutter Erde“.

Klimahandeln
erfordert einen Klimawandel im Kopf